Katalog

174 Holzpfeifen haben prismatische Form. Ihr Pfeifenfuß ist eine enge Holzröhre, aus der der Wind zunächst in eine Windkammer im Unterteil gelangt. Deren Vorderteil (»Vor- schlag«) übernimmt die Funktion des Unter- labiums. Offene Pfeifen wurden »auf Tonlänge geschnitten«. Zur Feinstimmung dient ein »Stimmhorn« (ein Massiv- und ein Hohlkegel, die durch einen Stiel miteinander verbunden sind), mit dem die Pfeifenmündungen der Metallpfeifen leicht erweitert oder verengt werden können. Bei offenen Holzpfeifen wur- den in die obere Mündung Holzleisten einge- leimt, die zur Feinstimmung beschnitten wer- den können. → Gedackt. Labialpfeife (Cornett, Domorgel Freiberg): Sichtbar sind der Pfeifenfuß mit Kulp, Unterlabium, Aufschnitt und Oberlabium, im Aufschnitt sichtbar der Kern mit Kern- stichen (aus späterer Zeit). Labium → Labialpfeifen. Manual Handklaviatur. → Spielschrank. Jedem Manual ist ein → Werk zugeordnet. Mensuren Gesamtheit der Abmessungen aller Orgelteile. Im engeren Sinn: Pfeifenmaße. Für eine Labialpfeife sind bis zu 15, für eine Zungenpfeife bis zu 30 Parameter maßgebend. Wesentlich ist ferner die Maßabstufung jedes Parameters im Verlauf der Tonskala. Mixtur → Klangkronen. Nasat Ein Quintregister in 2 2 / 3 '-Lage mit Rohrflöten-Bauform. → Gedackt. Oberwerk → Werk. Octava → Principalregister in höherer Oktav- lage als das Basis-Principal. Als 2' gelegentlich Superoctava genannt. → Sifflet. Pedal Fußklaviatur, im weiteren Sinn das »Pedalwerk«, → Werk, → Spielschrank. Kleines Orgellexikon Kondukten Metallröhren, die den Prospekt- pfeifen den Wind von ihrem theoretischen Standort auf der Windlade zum Prospekt zuleiten. Auch die Pfeifen eines erhöht aufge- stellten (»aufgebänkten«) Cornet und des hin- ter den Laden in Kästen aufgestellten Echo- Cornet erhalten den Wind durch Kondukten, ebenso »verführte« Baßpfeifen, die keinen Platz auf den Manualladen finden. Koppel Eine unterschiedlich konstruierte Vorrichtung, durch die beim Spiel auf einer Klaviatur zusätzlich die zu einer anderen Klaviatur gehörenden Register erklingen kön- nen. Manualkoppeln sind stets als »Schiebe- koppeln« gebaut: Zum Einschalten wird die angekoppelte Klaviatur etwas nach hinten geschoben, beim Ausschalten wieder herausge- zogen. Hierzu sind auf den Klaviaturwangen gedrehte Messingknäufe angebracht. Durch bestimmte Bauteile werden die Tasten des angekoppelten Manuals mitbewegt. Das Hauptwerk ist meist fest an das Pedal gekop- pelt. Wegen der hierdurch eingeschränkten Spielmöglichkeiten wurden häufig in späteren Epochen schaltbare Pedalkoppeln eingefügt. Gelegentlich baute Silbermann Pedalkoppeln in Form des »Baß-Ventils«. Bei dieser Konstruk- tion besitzen die Hauptwerk-Laden zusätzliche Windkästen mit Tonventilen, die durch eine Koppeltraktur geöffnet werden. Beim Ein- schalten wird durch ein Ventil den Koppel- windkästen Wind zugeführt. Krummhorn Zungenregister mit zylindri- schen Bechern auf kurzem Konus und herb surrendem Klang, der einem alten Blasinstru- ment gleichen Namens nachgebildet ist. → Zungenpfeifen. Labialpfeifen Vorherrschende Bauart der Orgelpfeifen. Metallpfeifen bestehen aus fol- genden Teilen: Der konische »Pfeifenfuß« hat eine mehr oder weniger verengte (»gekulpte«) Fußöffnung, durch die der Wind einströmt. Er ist oben durch den »Kern« (waagrechte Platte) bis auf eine schmale »Kernspalte« an der Vor- derseite verschlossen. Auf den Fuß ist der »Pfeifenkörper« gelötet. Sein unterer Rand hat an der Vorderseite einen rechteckigen »Auf- schnitt« in gleicher Breite wie die Kernspalte. Der abgeplattete untere Vorderteil des Pfei- fenkörpers wird als »Oberlabium«, der entspre- chende Teil des Pfeifenfußes als »Unterlabium« bezeichnet. Charakteristisch für Silbermann- Orgeln sind die relativ breiten Labien (bei Principalen, Gedackten und Rohrflöten stets 1/3,6 des Pfeifenumfangs). Das in der Kernspalte gebildete Luftband erzeugt am oberen Aufschnittrand Wirbel, die im Pfeifenkörper Schwingungen in Form einer stehenden Welle anregen. Die Tonhöhe wird durch die Länge des Pfeifenkörpers bestimmt, der Klangcharakter durch seine Form und »Weite« (Durchmesser) sowie durch Labien- breite, Aufschnitthöhe und Gestaltung der Kernspalte beeinflußt. Posaune Zungenregister mit konischen, nach oben erweiterten Bechern aus Metall oder Holz. 1715 entwickelte Silbermann eine neue Bauform mit starkwandigen belederten Keh- len aus Hartblei und schmalem Aufschnitt. Gleiche Bauform mit etwas geringerem oberen Durchmesser der Metallbecher hat das Fagott. → Zungenpfeifen. Positiv Kleinform der Orgel mit festem Standort im Gegensatz zum »Portativ« (Trag- orgel). Positive haben nur ein Manual und Pfeifen geringer Länge (8'-Lage als → Gedackt, die übrigen Register in höheren → Fußtonla- gen ). »Positiv« nennt man auch die ähnlich dis- ponierten Teilwerke einer mehrmanualigen Orgel, z. B. Brustpositiv (= Brustwerk), Ober- positiv (= Oberwerk). Ein »Rückpositiv« wird in selbständigem Gehäuse in die Emporenbrü- stung eingesetzt, steht also »im Rücken« des Organisten (von Silbermann zweimal geplant, jedoch nie ausgeführt). Principal Wichtigste Bauform der Labialpfei- fen: zylindrische Pfeifenkörper mit mittlerer Durchmesser-Mensur. Klang: kräftig, in tiefen Lagen herb sonor, in höheren Lagen hell und scharf. Principale sind in verschiedenen → Fußtonlagen disponiert, auch in Quint- und Terzlage und als mehrreihige → Klangkronen. Der Principalchor gilt als klangliches Rückgrat jeder Orgel und ihrer einzelnen Werke. Große Principalpfeifen werden als Prospektpfeifen verwendet. Principalpfeifen bestehen aus hochprozentiger Zinnlegierung, als Pedalregi- ster 16' und 8' meist aus Holz. Prospekt Architektonisch gestaltete Schausei- te des Orgelgehäuses, stets mit ornamentalem, bei größeren Orgeln auch mit figürlichem Schnitzwerk. In den meisten Fällen wurden die Holzteile erst nachträglich farbig gefaßt und vergoldet. Wesentlicher Bestandteil sind die Prospektpfeifen, meist klingend, aber auch teilweise »blind«, d. h. stumm (z.B. Freiberg, große Domorgel: 92 klingend, 50 blind). Die Prospektpfeifen sind in flachen oder schwach gewölbten Feldern und in rund oder spitz vor- kragenden »Türmen« angeordnet. Ein »Werk- prospekt« (Beispiel: Freiberger große Domor- gel) läßt die Teilwerke ( → Werk ) einer Orgel erkennen. In den späteren Silbermann-Orgeln stehen nie Pfeifen aller Werke im Prospekt, prinzipiell nie Pedalpfeifen. → Schleierbretter. Quinta Register, das den dritten (Quinte 2 2 / 3 ') oder sechsten Teilton (Quinte 1 1 / 3 ') des 8'-Klanges verstärkt (z. B. erklingt auf Taste c 1 der Ton g 2 bzw. g 3 ), stets mit → Principal- pfeifen besetzt. Quintadena, Quintaden → Gedacktregister mit Metallpfeifen sehr enger Mensur. Durch den geringen Durchmesser tritt besonders der dritte Teilton (Quinte, richtig: Duodezime) hervor, der dem Register den Namen gibt.

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