Katalog

1 14 lich den Tod an den Hals zu saufen«. Zum Glück für den Betreiber der Anlage gab es auch andere Gutachten. In ihnen wurde der »öffentlich verworfene Gesundbrunnen« verteidigt. So erschien 1722 eine neuerliche Kommission, versah zwei Fässer des Quellwassers mit Vorhängeschlös- sern und ließ diese eilends in die Landeshauptstadt abtransportieren. Obwohl die Untersuchung den Mineralgehalt der Quelle bestätigte, hiel- ten sich Gerüchte über die gesundheitsschädigende Wirkung des Was- sers noch mehrere Jahre. Der rasch wachsenden Popularität des Bades schadete das erstaunlicherweise nicht. Die älteste Darstellung des »Radeberger Gesund-Bades« zeigt ein wild- romantisches Gelände. Es gab weder ausreichend Platz für irgendwelche Anlagen noch eine Straße. Selbst das nächstgelegene Dorf war nur auf Umwegen zu erreichen. Auf Seydel wartete ein Übermaß an Arbeit. Er ließ die enge Schlucht zu beiden Seiten der Quelle abtragen, eine Fläche planieren und Wege anlegen. In den Jahren 1721 bis 1723 entstand ein neues Bade- und Gästehaus, später kamen zwei weitere Gebäude hinzu. Der Erfolg dieser mit Geschick und unternehmerischem Kalkül durchge- führten Veränderungen blieb nicht aus. Immer mehr Gäste – unter ihnen hohe Beamte wie der Ober-Land-Baumeister Pöppelmann – kehrten Som- mer für Sommer in den Tannengrund zurück. Auch der sächsische Hof, der die Benennung des Bades nach August dem Starken wohlwollend gebilligt hatte, versorgte sich mit dem Wasser. So erfahren wir aus dem Jahre 1728, »daß dieses Heyl- und Wunder-Bad Ihro Königl. Mayestät, un- serem allergnädigsten Herrn an dero Schenkel sehr zuträglich gewesen«. Die Berichte der gewöhnlichen Gäste klingen nicht weniger abenteuer- lich. Ob Gliederreißen, Kurzsichtigkeit, Ausschlag oder Schlangenbiss – die Liste der Gebrechen, bei denen das Wasser geholfen haben soll, ist lang. Das Augustusbad bei Radeberg, um 1803

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