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G e s c h i c h t e u n d S t a d t g e s t a l t Spezifisch für Görlitz ist der Ty- pus des Hallenhauses mit seinen großzügigen, eindrucksvollen In- nenräumen, von denen sich eine große Zahl bis heute erhalten hat. Nicht minder bedeutend als die histori- sche Altstadt sind in Görlitz die Stadtviertel des 19. Jahrhunderts und ihre Bauten. Das wohlhaben- de Bürgertum wohnte komfortabel, oft auch sehr vornehm in großenWohnungen hinter noblen Fas- saden oder in geräumigen Villen. Eine stattliche Zahl repräsentativer öffentlicher Bauten, seien es Kirchen und die große Synagoge, seien es die Ge- bäude des preußischen Staates oder der Stadt- kommune, vomTheater über die Stadthalle bis zu den Schulbauten, zeugen noch heute vom hohen Anspruch, der in dieser Stadt an die Architektur gestellt wurde. Einen Höhepunkt bildet die soge- nannte Ruhmeshalle, das monumentale Denkmal des nationalen Selbstbewusstseins des wilhelmi- nischen Kaiserreiches. Und es symbolisiert auch den historischen Weg, auf den das überhebliche Selbstbewusstsein des damaligen Deutschland ge- führt hat, dass dieses deutschnationale Denkmal Görlitz ist einzigartig unter den deutschen Städten. Die östlichs- te größere Stadt der Bundesre- publik hat eine bedeutende Ge- schichte. Sie war eine florierende Handelsstadt seit dem Mittelalter und eine bedeutende Industriestadt im 19. Jahr- hundert. All dies hat sich in Wohlstand niederge- schlagen, und dieser Wohlstand bildet sich in der Architektur der Stadt und in ihrer Kultur ab. Von den Zerstörungen des ZweitenWeltkriegs weitge- hend unberührt geblieben, besitzt Görlitz heute die größte zusammenhängende historische Altstadt in Deutschland. Nur Regensburg ist vergleichbar. Ne- ben den herausragenden historischen Baudenk- malen – der Peterskirche, der Dreifaltigkeitskirche und der Frauenkirche sowie dem Rathaus – ist es vor allem der reiche Bestand an Bürgerhäusern der Spätgotik, der Renaissance und des Barock, der die Besonderheit der historischen Altstadt ausmacht. Einleitung links: Plan der Stadt Görlitz, von Daniel Petzold, 1714 (Ausschnitt) · damals aktualisiert nach einem Kupferstich von Matthäus Merian, 1650 11

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