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heute nicht mehr in Deutschland, sondern in Polen steht. Denn 1945 wurde die Stadt geteilt. Görlitz in der DDR und Zgorzelec in der Volksrepublik Polen lebten jahrzehntelang – durch die Staatsgrenze und die Neiße – getrennt, Rücken an Rücken, ne- beneinander her. Seit 1990, seit der politischen Wende, seit dem Beitritt Polens zur Europäischen Union im Jahre 2004 und der Aufnahme Polens in den Kreis der Schengen-Staaten, rückt das Leben der beiden Städte einander näher. Seit 1998 erklä- ren sich Görlitz und Zgorzelec gemeinsam zur »Eu- ropastadt«. Die Jahrzehnte der Stagnation nach dem Zweiten Weltkrieg haben die meisten der Bauten des 19. Jahrhunderts in schlechtem Zustand, aber in ihrer Struktur und Erscheinung unverändert gelas- sen. Görlitz war 1990 baulich heruntergekommen. Nicht dass nicht auch in den Jahren der DDR denkmalpflegerische Maßnahmen durchgeführt worden waren, doch sie betrafen fast nur die gro- ßen und öffentlichen Baudenkmäler. Die ungeheu- re Fülle der Wohnbauten, der in der historischen Altstadt ebenso wie der in den Vierteln des 19. Jahrhunderts, war einem fortschreitenden Ver- fallsprozess ausgesetzt. Görlitz war in weiten Tei- len zu einer grauen, kaputten Stadt geworden, deren Schönheit mehr zu erahnen als zu erfahren war. Seitdem hat Görlitz so etwas wie eine Wie- dergeburt erlebt. Fast die gesamte Bausubstanz im deutschen Görlitz ist inzwischen saniert und denkmalpflegerisch restauriert worden, und auch im polnischen Zgorzelec schreitet die Wiederher- stellung voran. Die Schönheiten dieser Stadt sind wieder ans Licht zurückgekommen. Geschichte Die Stadtentstehung von Görlitz und derenVor- und Frühgeschichte lässt viele offene, in der Forschung mit unterschiedlichen Hypothesen beantwortete Fragen. Fest steht, dass 1071 ein slawisches Dorf »villa Gorelic«, das Kaiser Heinrich IV. an den Bi- schof von Meißen vergab, urkundlich erwähnt wird. Es warTeil des Gaues Milsca, des Landes der slawi- schen Milzener (Sorben), das zum Machtbereich der (weltlichen) Markgrafen von Meißen gehörte. Peterstraße 7 · im Jahr 1982 (vgl. S. 32) 12

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