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tigen Handelswege, war für sie von besonderer Bedeutung. Zwar gehörte die Oberlausitz 1144 bis 1157 wieder zu Meißen, war 1253 bis 1319 als Hei- ratsgut an die Askanier – Markgrafen von Bran- denburg – verpfändet und wurde nach dem Aus- sterben der Askanier 1319 bis 1329 von den Her­ zögen von Schweidnitz-Jauer beansprucht, doch blieb die Stadt die meiste Zeit bis 1635 Teil des Königreichs Böhmen. 1377 wurde Görlitz Mittelpunkt eines eigenständigen Herzogtums unter Johann, einem Sohn Kaiser Karls IV. Diese Eigenständigkeit endete mit demTod Johanns schon 1396 wieder. Schon unter Ottokar I. von Böhmen wurden seit dem mittleren 12.Jahrhundert deutsche Siedler aus Franken,Thüringen und der Markgrafschaft Meißen gerufen. Damals bildete sich eine Kaufmannssied- lung am Stein, dem Steinweg der heutigen Nikolai- vorstadt, und um 1200 entstanden südlich der Burg an der Peterstraße bis zum Untermarkt die Häuser der Fernkaufleute, die mitTuchen und demTuchfär- bemittel Waid aus Thüringen handelten. Bis in die jüngste Vergangenheit bildeten die Tuchmacherei, später dieTextilindustrie, sowie derTuchhandel das wirtschaftliche Rückgrat von Görlitz. Verfassungsrechtlich besaß Görlitz das Magde- burger Stadtrecht, das 1303 bestätigt wurde. Ver- waltet wurde die Stadt von einem Vertreter des Landesherrn, einemVogt (villicus, advocatus), doch mehr und mehr Rechte gingen an die Patrizier, die Oberschicht der Stadt aus Großkaufleuten – den »Geschlechtern«, die den Rat beherrschten – über. 1330 erwarb die Stadt das Münzrecht vom Landes- herrn, Mitte des 14. Jahrhunderts die Gerichtsbar- keit, nicht nur in der Stadt, sondern auch in mehr als 200 Dörfern der Umgebung. 1346 gründete sich der Oberlausitzer Sechsstädtebund zum Schutz des Landrechts, also der Sicherheit der Kaufleute und der Warentransporte gegen das Raubritter- tum. Vorort des Bundes war Bautzen, dazu gehör- ten Görlitz, Zittau, Lauban, Löbau und Kamenz. Dieser Bund bestand de jure bis 1815. Mit königli- cher Billigung zerstörten die sechs Städte Burgen und drängten den Landadel zurück. »Sechsstädtebundpokal« Nordböhmen um 1650, mit den Wappen der Städte des Oberlausitzer Bundes 14

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