Katalog
Gegensatz zwischen der ungarischen und böhmi- schen Partei. In der Folge der Hussitenkriege, in derenVerlauf Görlitz zweimal, 1430 und 1432, bela- gert wurde, entbrannte der Kampf um die böhmi- sche Krone zwischen Georg von Podiebrad, der die Partei der Utraquisten, der gemäßigten Hussiten (die das Abendmahl in beiderlei Gestalt feierten), unterstützte, und Matthias Corvinus, dem König von Ungarn, der ebenfalls die böhmische Krone beanspruchte und die römische Partei der Altgläu- bigen vertrat. Die Patrizier neigten der konservati- ven Ungarnpartei, die Handwerker der protestan- tischen böhmischen Partei zu. Erstere setzten sich schließlich durch. 1467 wurde der Aufstand der Anhänger der böhmischen Partei niedergeschla- gen, ihre prominenten Mitglieder vertrieben. Der gesellschaftliche Machtkampf wiederholte sich während der Reformation. Die Handwerker neigten zur neuen lutherischen Lehre, die Ratsge- schlechter blieben altgläubig. 1521 predigte der Stadtpfarrer Franz Rotbart lutherisch, der Rat setzte ihn ab, doch 1525 wurde er auf Druck der Bevöl kerung wieder berufen. In den folgenden Jahren wurden auch die Tuchmacher reich. Der Zugang zur politischen Macht blieb ihnen aber verwehrt. 1525 ereignete sich ein verheerender Stadt- brand, der vor allem viele Wohnhäuser zerstörte. Durch den Wiederaufbau entstanden eine bau- technisch solidere Struktur und ein ästhetisch an- spruchsvolleres Stadtbild. Ein wichtiger Einschnitt in der Geschichte war der sogenannte Oberlausitzer Pönfall. Als König Ferdinand I. im Schmalkaldischen Krieg, den sein Bruder Kaiser KarlV. 1546 bis 1547 gegen die luthe- rischen Fürstentümer führte, von den böhmischen und oberlausitzischen Städten Hilfe verlangte, entzogen sich die lutherischen und utraquistischen Städte in der Entscheidungsschlacht bei Mühlberg der militärischen Unterstützung. Als böhmischer König bestrafte Ferdinand die Städte, nicht zuletzt auf Betreiben des Landadels, hart. Die Städte ver- loren alle Privilegien, auch die Gerichtsbarkeit, sie mussten alle Landgüter an den Kaiser als böhmi- schen König abtreten, eine Biersteuer abführen und eine sehr hohe Summe Geldes zahlen. Dies alles hat nicht nur den rechtlichen Status (die Vor- macht der Städte über den Adel war ein für alle Mal gebrochen), sondern auch die Wirtschaft der Städte geschwächt. Bis 1560 erhielten die Städte zwar allmählich ihre Rechte zurück und konnten Siegelstock der Stadt Görlitz, nach 1329, mit dem zweischwänzigen böhmischen Löwen 16
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