Leseprobe

Hans Albrecht Gasch · Gerhard Glaser Historische Putze Materialien und Technologien

putz

putz Historische Putze Hans Albrecht Gasch · Gerhard Glaser Herausgegeben von der Handwerkskammer zu Leipzig Materialien und Technologien Sandstein

Kratzputze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 Traditioneller Kratzputz . . . . . . . . . . . . . . 41 Edelkratzputz . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 Besenputze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .45 Besenschlagputz . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 Besenstrichputz . . . . . . . . . . . . . . . . . .48 Kammzugputze . . . . . . . . . . . . . . . . . . .50 Freihändiger waagerechter Kammzugputz . . . . . . 50 Freihändiger wellenförmiger Kammzugputz . . . . . . 50 Wellenförmiger Kammzugputz über Schablonenbrett gezogen . . . . . . . . . . . 50 Freihändiger gegliederter Kammzugputz . . . . . . . 51 Kreuzweise gezogener Kammzugputz . . . . . . . . 51 Lämmerschwanz- oder Zopfputz . . . . . . . . . . 51 Kellensonderputze . . . . . . . . . . . . . . . . . .58 Kellenwurfputz . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 Kellenstrichputz . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 Kellenstechputz . . . . . . . . . . . . . . . . . .58 Kellendruckputz . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 Nesterputz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .63 Schleppputz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66 »Vom Handwerk kann man sich zur Kunst erheben …« ............ 6 Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Historische Putze Kellenzugputz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Kellenglattstrichputz . . . . . . . . . . . . . . . . .18 Pietrarasa..................... 22 Spritzputze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .26 Kellenspritzputz . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Leierspritzputz . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Besenspritzputz . . . . . . . . . . . . . . . . . .29 Stippputze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 Besenstippputz . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 Rutenbündelstippputz . . . . . . . . . . . . . . . 36 Gestippter Kellenwurfputz . . . . . . . . . . . . . 36 Nagelbrettstippputz . . . . . . . . . . . . . . . . 36 Walzenstippputz . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 Stempelputz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 Inhalt

Anhang Trebsen – Ein Zentrum für handwerkliche Denkmalpflege in Sachsen . . . . . . . . . . . . . 120 Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . .123 Bildnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124 Ziehputze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 Freihändiger Ziehputz . . . . . . . . . . . . . . . 72 Ziehputz über Lehren (Erlweinputz) . . . . . . . . . 72 Patschputz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 Steinimitationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 Steinputz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 Steinputzimitationen in Mörteltechnik . . . . . . . . 89 Putzquader . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 Bildkünstlerisch eingesetzte Putztechniken . . . . . . . . . . . . . . . . . .101 Putzschnitt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 Sgraffito . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 Putzhaftung auf Holz und Lehm Historische Putzträger auf Holz . . . . . . . . . . . . 110 KalkputzaufLehm.................114

6 Die Denkmalpflege ist einer der bedeutendsten klein- und mittelständisch geprägten Wirtschaftszweige in Sachsen. Vor dem Hintergrund der Endlichkeit unserer stofflichen und energetischen Ressourcen und dem Gebot des Klimaschutzes sind Erhaltung und Entwicklung, energetische Sanierung und Modernisierung von vorhandener Bausubstanz – sogennanter grauer Energie ohne Alternative. Von den rund 12 100 Handwerksbetrieben im Kammerbezirk Leipzig ist etwa die Hälfte im Bau- und Ausbaugewerbe tätig. Der Sanierungs- und Restaurierungsbereich bietet für diese Unternehmen ein interessantes Aufgabenfeld. Traditionelle Handwerkstechniken und Kenntnisse über historische Materialien sind aber nicht nur im Denkmalpflegebereich oder bei Altbauten gefragt, sondern ebenso bei anspruchsvollem Neubau oder der stilvoll ausgestatteten Wohnung. Die Handwerkskammer zu Leipzig sieht es als eine ihrer vorrangigen Aufgaben an, die Handwerker für die Denkmalpflege zu sensibilisieren. »Vom Handwerk kann man sich zur Kunst erheben …« »Drei Dinge sind an einem Gebäude zu beachten: dass es am rechten Fleck stehe, dass es wohl gegründet, dass es vollkommen ausgeführt sei«, so formulierte Johann Wolfgang von Goethe seinen Anspruch an ein Bauwerk. Sind diese Zeilen auch schon weit mehr als zwei Jahrhunderte alt, hat sich an ihrer Aktualität jedoch wenig geändert. Unsere schöne Region ist geprägt von einer Vielzahl baulicher und technischer Denkmale aus allen Epochen. Um dieses historische Erbe und damit unsere Geschichte zu bewahren, ist vieles notwendig: engagierte Bauherren und Eigentümer, kreative Architekten, Ingenieure und Planer, kompetente Experten in den Denkmalbehörden und vor allem gut ausgebildete, versierte und engagierte Handwerker. Im Handwerk genießt die Denkmalpflege einen sehr hohen Stellenwert. Die Handwerksbetriebe des Bau- und Ausbaugewerbes haben schon immer und besonders in den letzten 20 Jahren mit großem handwerklichem Geschick und restauratorischer Meisterschaft viele Denkmale in Sachsen wiederhergestellt. Die Erhaltung dieser Bauten ist auch ein kultureller Auftrag, denn in Zeiten zunehmender Globalisierung erhält das unverwechselbare Gesicht der Heimat ein besonderes Gewicht und schafft Identität. Sächsische Handwerker sind auch zunehmend international gefragte Experten. So wurde beispielsweise der Leipziger Malerfachbetrieb Wolf-Christian Heindorf mit der Restaurierung des Festsaals der Kaiserin-Auguste-Victoria-Stiftung auf dem Ölberg in Jerusalem beauftragt.

7 Bereits frühzeitig entschloss sich die Handwerkskammer zu Leipzig daher zur Mitwirkung im Förderverein für Handwerk und Denkmalpflege e.V. – Rittergut Trebsen. Das Areal um das Trebsener Schloss bot ideale Rahmenbedingungen für die Ansiedlung einer Bildungsstätte, die sich der Denkmalpflege verschrieben hat. Das Fortbildungsangebot in der bundesweit renommierten Einrichtung wird von den Handwerksmeistern und -gesellen weit über die Region hinaus geschätzt. Seit 1995 haben hier schon 206 Restauratoren im Handwerk und 127 Fachhandwerker für Denkmalpflege ihre Fortbildung abgeschlossen und ihre Prüfungen vor der Handwerkskammer zu Leipzig erfolgreich abgelegt. In der Handwerkskammer zu Leipzig wurde zudem konsequent auf die bestehenden Synergien zwischen Denkmalpflege und ökologischem Bauen orientiert. Das Umwelt- und Transferzentrum der Handwerkskammer hat seit seiner Gründung seinen Sitz im Rittergut. Für seine Leitfunktion im Bereich »ökologisches Bauen« bietet dieser Standort optimale Bedingungen. Mit der Ausbildung von Restauratoren im Handwerk und Geprüften Fachhandwerkern für Denkmalpflege sowie der Realisierung von nationalen und internationalen Projekten leisten der Förderverein und das Umwelt- und Transferzentrum einen wichtigen Beitrag zur Fachausbildung sowie zur Verbesserung der Rahmenbedingungen in der Wechselwirkung von Denkmalpflege, ökologischem und energetischem Bauen. Um im Handwerk für die Erhaltung und den sinnvollen Umgang mit historischer Substanz zu werben, Betriebe zu motivieren, sich im Bereich Denkmalpflege zu qualifizieren und herausragende Leistungen von Handwerksbetrieben des Kammerbezirkes zu honorieren, lobt die Handwerkskammer zu Leipzig seit 1996 einen Denkmalpflegepreis aus. Der Preis wird auf der »denkmal – Europäische Messe für Denkmalpflege, Restaurierung und Altbausanierung« verliehen. Voraussetzung für die qualifizierte Fortbildung und Arbeit der Handwerker auf dem Gebiet der Denkmalpflege sind die Erforschung der sächsischen Baukultur und die Bewahrung der traditionellen handwerklichen Techniken. Die Autoren Prof. Dr.-Ing. Gerhard Glaser und Hans A. Gasch haben mit der vorliegenden Publikation dazu einen wichtigen Beitrag geleistet. Joachim Dirschka Präsident der Handwerkskammer zu Leipzig Der Leipziger Architekt Curt Nebel dekorierte die Straßenfassade des Druckhauses von Oscar Brandstätter (1906) mit plastischen Darstellungen zum Buchgewerbe und machte sie so zum steinernen Bilderbuch der Leipziger Polygraphiegeschichte. Heute ist das Gebäude in der Dresdner Straße 11/13 das »Haus des Handwerks« und Sitz der Handwerkskammer zu Leipzig.

18 Der – soweit bekannt – bereits im 15.Jahrhundert ausgeführte Putz folgt dem Verlauf der Wand und war ursprünglich einlagig ausgeführt. Der aus Luftkalk oder hydraulischem Kalk und »fein- bis mittelkiesigen« Zuschlagstoffen (0 – 8 mm) hergestellte Mörtel wird traditionell mit der Kelle angeworfen und sollte sich in der Stärke nach dem Befund am Ort richten, 15 mm aber nicht unterschreiten. Ist eine entsprechend große Wandfläche von oben her flächig angeworfen, wird der noch frische Mörtel mit der Kellenrückseite in der Regel vertikal oder bogenförmig verstrichen. Die Kellenglattstriche müssen nicht gleichmäßig lang und breit sein. Ein unregelmäßiger Kellenglattstrich sollte eine bewegte Oberfläche zeigen, in der allerdings die Gerüstbodenansätze kaschiert sein müssen. Die Kellenstrichansätze dürfen nicht überstehen, können aber gratförmig aneinanderstoßen. In der so geebneten, dem Wandverlauf folgenden Oberfläche bleiben leicht tiefer liegende Mörtelpartien ungeglättet, erscheinen als kleine »Nester«, die zum Erscheinungsbild des historischen Kellenglattstrichputzes gehören. Bei Putzergänzungen wäre auf derartige, regional auch unterschiedliche Merkmale sorgfältig zu achten, diese wären dann nachzustellen. Wenn der Putz einen originalgerechten Kalkanstrich erhalten soll, empfiehlt es sich, ihn – wie den Kellenzugputz – mit einem wässrig-dünnen Anstrich aus gesumpftem Weißkalk zu versehen. Bei einem geplanten mineralischen Anstrich auf Silikatbasis würde sich ein solch freskaler Anstrich auch hier verbieten. Kellenglattstrichputz

19 Kellenglattstrichputz Elsnig bei Torgau, Ev. Pfarrkirche, 12. Jh., mehrfach erneuert. t Kellenglattstrichputz. e Detail des nachgestellten Putzes.

20 Kellenglattstrichputz Krostitz bei Delitzsch, Ev. Pfarrkirche, 13. Jh. t Kellenglattstrich in der Art von Pietra rasa. e Westliche Nordwand. Die ursprüngliche Pietra rasa-Gliederung des 13. Jh. (s. S. 27) wurde nicht wiederhergestellt.

21 Kellenglattstrichputz Riesa, ehem. Benediktinerinnenkloster, 13. und 15. Jh., Ostflügel. t Kellenglattstrichputz, nicht flächendeckend. e Detail des nachgestellten Putzes.

26 Der Spritzputz erfordert generell eine besonders ebene, abgeglichene, gut abgebundene Unterputzfläche mit noch etwas Restfeuchte. Es wird zwischen Einkorn- und Mehrkornspritzputzen unterschieden. Bei Einkornspritzputzen können durch Zugabe von kleineren oder größeren gewaschenen Kieseln oder von Schlacke und farbigem Splitt ganz unterschiedliche Oberflächen erzielt werden. Da beim Einkornspritzputz die Zuschlagstoffe nur aus dem gleichmäßigen einen Korn und einem geringen Anteil sehr feinen Materials bestehen, die innere Bindekraft demzufolge geringer ist, ist hier besonders auf einen gut aufgerauten bzw. aufgekämmten Unterputz zu achten, der zum Zeitpunkt des Aufspritzens entweder Restfeuchte aufweisen oder neu angefeuchtet werden muss. Durch Zusatzstoffe wie z.B. Ziegelmehl, Ostrauer Kalkmehl, Porphyrmehl, Serpentinitmehl, Marmormehl, Smalte oder Glimmer lassen sich bei Spritzputzen auch unterschiedliche Farb- bzw. Glitzereffekte erreichen. Spritzputze sind während des Abbindens besonders witterungsempfindlich. Bei hohen Temperaturen sollte nicht gespritzt werden. Regenschutz ist zur Vermeidung von Regenlaufspuren bzw. Auswaschungen bei farbigen Putzen unerlässlich. Kellenspritzputz Ähnlich wie der Kellenzugputz zählt der Kellenspritzputz zu den sehr alten in Mitteldeutschland vorkommenden Putzarten, nachweisbar seit dem Ende des 14. Jahrhunderts, z. B. in der Albrechtsburg Meißen. Das Aufspritzen geschieht in der Regel mehrlagig von nicht allzu voller Kelle halbkreisförmig verziehend, leicht überdeckend. Der erste Anwurf sollte etwas dicker als die zweite und dritte dünnplastische Lage sein. Die letzte Lage kann auch von unten nach oben ziehend aufgespritzt werden, wodurch sich tropfenförmige Mörtelbildungen ergeben. Besonders der dünnplastische Mörtel muss während des Putzens ständig gerührt werden, um einer Entmischung vorzubeugen. Spritzputze

27 Kellenspritzputz Neuhirschstein bei Meißen, Schloss, um 1700 wieder aufgebaut. t Spritzputz. e Hof, Originalbefund, Kellenspritzputz. ee Hof, Detail des nachgestellten Putzes.

28 Kellenspritzputz Marienberg, ehem. Bergmagazin, 18. Jh., Deutsch-Böhmisches Museum. t Kellenspritzputz. e Originalbefund Kellenspritzputz. ee Detail des nachgestellten Putzes.

29 Leierspritzputz Seit dem Aufkommen in industrieller Technologie hergestellter Edelputzfassaden zu Beginn des 20.Jahrhunderts ist die Verwendung der Putzleier üblich, mit der eine sehr regelmäßige Putzoberfläche erzielt werden kann. Der im Mörtelkasten auf der Baustelle relativ dünnflüssig aufbereitete, industriell oder auch noch traditionell hergestellte Leierspritzmörtel wird nach ständigem Rühren mittels eines kleinen Topfes in die vorgewässerte Putzleier eingefüllt. Die Leier langsam drehend wird die Wandfläche gleichmäßig mit Mörtelspritzern überdeckt. Der Abstand der Leier zur Wand ist vorher auszuprobieren. Um ein Weglaufen zu vermeiden, darf in der ersten Lage nicht zu viel Mörtel aufgespritzt werden. Nach geringfügigem Abbinden, in der Regel nach dem Durchspritzen einer Gerüstebene von etwa 12 Metern, wäre schon die zweite Lage so gleichmäßig aufzuspritzen, dass keine Nester entstehen. Im Allgemeinen folgt noch eine dritte Lage. Grobe Oberflächen mit groben Zuschlagstoffen können bis zu fünf Lagen erfordern, wobei die ersten drei Lagen einen Tag abbinden sollten. Der Leierspritzputz eignet sich besonders für eine Pigmentierung oder Beigabe von Zusatzstoffen für besondere Farb- bzw. Glitzereffekte. Als glatt ausgewiesene Teilflächen, z. B. Fensterfaschen oder Putzbänder, können durch Masken abgedeckt werden. Im frischen Zustand ist der Spritzputz mittels Spachtel auch leicht wieder zu entfernen. Bei der Ausbesserung und Überarbeitung von Fassaden mit Leierspritzputz empfiehlt es sich, zur Vermeidung von Fleckigkeit vor Aufbringen der neuen oberen Schicht mit dünner Sumpfkalkmilch, gegebenenfalls pigmentiert, vorzustreichen. Besenspritzputz Der Besenspritzputz wurde von alters her offensichtlich besonders in ländlichen Gegenden angewandt und findet sich dort noch vereinzelt vor allem an Naturstein- und Fachwerkfassaden. Der Putz wurde ursprünglich einlagig, nass in nass, in fünf bis sechs Anwürfen hergestellt. Dazu wird der auf 2/ 3 Länge abgehackte gebundene Rutenbesen zunächst eine halbe Stunde in Wasser gestellt, um aufzuweichen. Der gut durchgemischte Mörtel muss von leichter Konsistenz sein, aber nicht so dünnflüssig wie für den Leierspritzputz. Der Besen wird 8 bis 10 cm in den Mörtel eingetaucht und im Abstand von ca. 20 cm mit leichter Neigung zur Wand von oben gegen ein in der linken Hand befindliches »Schlagholz« geschlagen. Je geringer der Abstand zur Wand, desto mehr große Körner bleiben an ihr haften, diese generell aber erst ab etwa der dritten Lage. Eine von vornherein bessere Haftung auf Altputz erzielt man durch einen Voranstrich aus gesumpftem Weißkalk. Der fertige Besenspritzputz zeigt eine leicht tropfenförmige Struktur und unterscheidet sich dadurch z.B. vom sehr regelmäßigen Leierspritzputz. Abschließend wird er mit bis zu drei dünnen Anstrichen aus gesumpftem Weißkalk versehen und dadurch optisch zusammengezogen. Spritzputze

30 Leierspritzputz t Werkzeuge zur Herstellung von Leierspritzputz: Putzleier mit Metallzinken (früher auch Bürsten gebräuchlich); Einfülltopf; Maske für Putzabsetzungen; Bürste. e Leierspritzputz. Befund, verloren.

31 Besenspritzputz t Werkzeuge zur Herstellung von Besenspritzputz: Birkenrutenbesen, grob gebunden und unbeschnitten; Schlagholz zum Aufschlagen des Rutenbesens; Bürste; Dreieckskelle. e Besenspritzputz, nachgestellt.

88 Steinimitationen Farbige Natursteinzuschlagstoffe für Steinputze (Auswahl) Vorkommen in Mitteldeutschland Weichgesteine Naturstein Verarbeitung Farbigkeit Vorkommen Kalkstein Splitt weiß Rüdersdorf bei Berlin Kalkstein Splitt grau Bad Kösen/Saale Kalkstein Splitt, Mehl gelb Ostrau b. Döbeln Travertin Splitt, Mehl gelb Burgtonna/Thüringen Porphyr Splitt, Mehl rot Geithain/Sachsen Tuff Splitt, Mehl graubeige Hilbersdorf Schiefer Splitt, Mehl schwarz Unterloquitz/Thüringen Hartgesteine Naturstein Verarbeitung Farbigkeit Vorkommen Amphibolit Splitt schwarz Nentmannsdorf bei Pirna Serpentin Splitt grün Zöblitz/Erzgebirge Roter Granit Splitt rotbraun Meißen Grauer Granit Splitt grau Demitz-Thumitz/Sachsen Diabas Splitt schwarz Trebsen/Mulde Calzit Splitt, Mehl weiß Lengefeld/Erzgebirge

89 Steinputzimitationen in Mörteltechnik Aus finanziell, zeitlich aber auch fachlich bedingten Gründen wurde scharrierter Steinputz auch in Mörteltechnik imitiert. Der den Regeln nach ausgeführte zweilagige Außenputz wird nach entsprechenden Zwischenstandzeiten geebnet, abgerichtet und verrieben. Mittels eines einseitig abgeplatteten ca. 15 cm breiten Hartholzes wird die Scharrur in den frisch verriebenen Putz eingedrückt. Wird statt des einzudrückenden Hartholzes nach einer gewissen Abbindezeit ein Stahlkamm verwendet, kommen die verschiedenfarbigen Zuschlagstoffe durch das leicht stärkere Aufreißen besser an die Oberfläche, bleiben aber trotzdem im Mörtelgefüge. Abschließend ist die so »scharrierte« Putzoberfläche mit einem weichen Haarbesen abzukehren, um zu starke Aufrisse wieder zu schließen. Putzquader Das Bemühen, die Illusion eines hochwertigen Materials, z. B. Naturstein, mit einfachen Mitteln, z.B. Putz, zu erzeugen, lässt sich durch alle Stilepochen hindurch verfolgen. Dieses Bemühen ist offenbar mit der Absicht verbunden, konstruktiv notwendige Werksteine zur Ausbildung von Gebäudeecken oder Gebäudeöffnungen besonders hervorzuheben. So findet man z.B. bereits im 13.Jahrhundert, in romanischer Zeit, im Kloster Altzella bei Nossen an den Schütthäusern durch Kellenritzung in Putz gequaderte Rahmungen um Torbogenöffnungen. Seit dieser Zeit wurden besonders die Eckquader immer weiter kultiviert. Ihren Abmessungen liegt die Sächsische Elle (56,666 cm) zugrunde, die jedoch selten exakt angewendet wird. In gotischer Zeit wurden die Eckquader im Allgemeinen in den Kellenzug- und Kellenspritzputz eingeritzt, Läufer 56/28 cm, Binder 28/28 cm, Fugen ca. 6 mm breit. Auf die Quaderflächen wurde zeitgleich eine geringe Kalkmörtelmenge aufgetragen und mit der Kellenrückseite »aufgebügelt«, sodass die Fläche 2 bis 3 mm vor dem Wandputz vorstand. Dabei wurden die Quaderkanten zum Wandputz hin abschließend sorgfältig abgekellt. Die waagerechten Fugen findet man geritzt, gekellt oder mit dem Brett vertieft ausgeebnet. Bei farbig abgesetzten Quadern findet sich die Fuge auch nicht vertieft, sondern nur weiß abgesetzt.

96 Putzquader Großenhain, Rathaus, Marktfassade, 1875. t Illusionistische Steinplattenverkleidung als Putzquaderung. r Ausschnitt rechte Seitenfassade. e Befund im Erdgeschoss.

97 Putzquader Dresden, Universitätsklinik »Carl Gustav Carus«, Haus 14 (Altes Heizhaus), um 1900. t Putzquaderrustika zwischen Natursteineckpilastern. e Detail der nachgestellten Putzquader.

100 Putzquader Dresden, Altenberger Straße 11. Ende 19. Jh. t Segmentquaderrustika. e Detail der nachgestellten Segmentquader.

101 Putzschnitt Der in der Regel aus zwei verschiedenfarbigen Putzschichten bestehende Putzschnitt kommt in Mitteldeutschland gegen Ende des 19.Jahrhunderts auf, findet sich im Späthistorismus und Jugendstil, wird besonders in der kurzen Zeitspanne des Neuklassizismus vor dem Ersten Weltkrieg ausgeführt und bis in die 50er Jahre des 20.Jahrhunderts gepflegt. Eine solch anspruchsvolle Putztechnik sollte nur auf einem ebenen, riss- und salzfreien Wanduntergund eingesetzt werden. Zunächst wird ein nach dem WTA-Merkblatt hergestellter Mehrkornputz der Mörtelgruppe CS II (Druckfestigkeit nach 28 Tagen 1,5 – 5,0 N/mm2) als Unterputz aufgetragen, dessen Oberfläche rau stehen muss. Nach dessen Abbinden, aber bei noch vorhandener Restfeuchte wird der mindestens 5 mm starke, farbige Putz angeworfen, der mehrkörnig bis zu 1 mm Korngröße sein sollte. Bei mehrfarbigen Putzschnitten empfiehlt es sich, die untere farbige Schicht jeweils etwas stärker als die folgende anzutragen. Auf den angezogenen, aber noch feuchten farbigen Putz wird der in der Regel mörtelsichtige Oberputz in einer Stärke von ca. 5 mm aufgetragen, abgerichtet und verrieben. Sobald dieser etwas abgeBildkünstlerisch eingesetzte Putztechniken trocknet, aber noch feucht ist, wird die Lochpause aufgelegt, auf die das Motiv vom Entwurf auf Karton mittels Durchrädeln übertragen wurde. Durch die Löcher der Pause werden die grafischen Konturen des Motivs mit einem dunklen (z.B. zerriebene Zeitungsasche) oder dem farbigen Unterputz ähnlichen Pigment mittels eines Puderbeutels »durchgepudert«. Bei mehrfacher Verwendung der Pause muss diese aus einem nicht saugfähigen Material, z.B. dünner, hinreichend steifer Kunststofffolie, bestehen. Mit einem Schneidmesser werden die Konturen bis fast auf die Höhe des farbigen Unterputzes eingeschnitten, alsdann die etwas tiefer liegenden farbigen Flächen mit dem Kratzeisen oder mit Schlingen gleichmäßig sauber freigekratzt. Abschließend wird die Kontur nochmals nachgeschnitten, die Kante von der tieferen Fläche her leicht schräg nach außen stehend. Sobald der Oberputz angezogen ist und der Mörtel fest steht, wird die gesamte Putzschnittfläche mit einem weichen Haarbesen abgekehrt, wodurch die aufgekratzten Flächen eine gewisse Schließung erfahren. Putzschnittflächen müssen besonders sorgfältig und kontinuierlich abbinden. Sie müssen vor zu schnellem Austrocknen durch Verschattungsmaßnahmen und gegebenenfalls durch wiederholtes Einsprühen geschützt werden, je nach Wetterlage 1 bis 6 Tage lang.

102 Putzschnitt Dresden, Klettestraße 50, Anfang 20. Jh. t Nordfassade durch Gesims und Pilaster in Putzschnitt-Technik gegliedert. e Erhaltener Bestand eines Eckpilasters in Putzschnitttechnik.

103 Putzschnitt Radebeul, Terrassenstraße 13. t Putzschnittfries von Hermann Glöckner (1889 –1987) nach Restaurierung. e Putzschnittfries, linker Teil, vor Restaurierung. ee Putzschnittfries, mittlerer Teil vor Restaurierung, Putz durch Anböschung gesichert.

104 Putzschnitt Dresden, Klingestraße 14 – 22. t Putzschnittdekorationen, 1911, in Ziehputzfassade eingeschnitten. r Detail Hauseingang. w Ergänzung einer zweilagigen Putzschnittgestaltung.

105 Sgraffito Im Gegensatz zur Putzschnitttechnik ist die Sgraffitotechnik eine reine Kratztechnik (ital. sgraffiare = kratzen). Früheste erhaltene Beispiele finden sich in Florenz aus der 2. Hälfte des 14.Jahrhunderts. In Italien zur Blüte gebracht im 15. und 16.Jahrhundert, wird die Technik erstmals ausführlich 1568 von Giorgio Vasari in seinem Buch »Le vite de più eccellenti pittori …« beschrieben. Nach Deutschland gelangte sie Mitte des 16.Jahrhunderts. Seit Beginn des 17.Jahrhunderts nicht mehr geübt, wurde sie wiederbelebt seit Mitte des 19.Jahrhunderts im Zusammenhang mit dem Aufkommen der Neorenaissance, bewusst gefördert z.B. durch Gottfried Semper. Voraussetzung für die künstlerisch höchst anspruchsvolle und damit auch kostenintensive Technik ist ein hinreichend ebener, riss- und salzfreier Wanduntergrund. Versalztes Mauerwerk wäre zunächst mit einem »Opferputz« aus Kalkmörtel zu versehen, der mindestens ein Jahr stehen sollte, um die Salzkristalle aus dem Untergrund aufnehmen zu können. Nach dessen Entfernung ist der Salzgehalt im Mauerwerk erneut zu überprüfen und ein Opferputz gegebenenfalls ein zweites Mal aufzubringen. Hat sich die Salzbelastung auf begrenzte Bereiche reduziert, empfiehlt sich hier die Anwendung von Kompressenputz oder Zellstoffkompressen, die etwa vier Wochen wirksam sein sollten. Um ganz sicherzugehen, sollte als Unterputz ein mehrkörniger Porengrundputz von ≥ 45 Vol% Porosität nach WTA-Merkblatt, aber ohne hydrophobe Zusätze, die zu Schalenbildung führen könnten, Verwendung finden, in der Regel 10 bis 15 mm stark. Zur besseren Haftung sollte vor seiner Ausführung ein 50 bis 60 Prozent flächendeckender Spritzbewurf auf das sorgfältig gesäuberte Mauerwerk aufgebracht werden. Da der Porengrundputz häufig auch dem Ausgleich von Wandunebenheiten dienen und deshalb stärker ausgeführt werden muss, ist bei mehr als 20 mm Stärke Zweilagigkeit geboten und eine Bewehrung durch Glasfasergewebe von 6 bis 8 mm zu empfehlen. Die Abbindezeit beträgt nach WTA-Merkblatt 1 Tag pro 1 mm Putzstärke. Der eigentliche Sgraffitoputz wurde in historischer Zeit auf der Baustelle von Hand als Kalkmörtel hergestellt, die Festigkeit z.B. durch Zugabe von Ziegelmehl erhöht, die dunkle Farbigkeit als kühler Ton durch Holzkohle, als warmer Ton durch Rebschwarz (verkohlte Weintreber) erzielt, gegebenenfalls durch Eisenoxidpigmente noch weiter abgestuft. Er wird heute auch industriell als Trockenmörtel hergestellt und in 25-kg-Säcken geliefert. Der Trockenmörtel enthält keine zerstoßene Holzkohle, die in unterschiedlichen Fraktionen jedoch für die Oberflächenwirkung des gekratzten dunklen Putzes durch ihr leichtes Glitzern unerlässlich ist. Deshalb müssen etwa 10 l gestoßene Holzkohle (35 % 0,2 – 1,0 mm, 35 % 1,6 – 4,0 mm, 30 % 4,5 –6,0 mm vorzugsweise Bildkünstlerisch eingesetzte Putztechniken

sandstein

RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1