29 Leierspritzputz Seit dem Aufkommen in industrieller Technologie hergestellter Edelputzfassaden zu Beginn des 20.Jahrhunderts ist die Verwendung der Putzleier üblich, mit der eine sehr regelmäßige Putzoberfläche erzielt werden kann. Der im Mörtelkasten auf der Baustelle relativ dünnflüssig aufbereitete, industriell oder auch noch traditionell hergestellte Leierspritzmörtel wird nach ständigem Rühren mittels eines kleinen Topfes in die vorgewässerte Putzleier eingefüllt. Die Leier langsam drehend wird die Wandfläche gleichmäßig mit Mörtelspritzern überdeckt. Der Abstand der Leier zur Wand ist vorher auszuprobieren. Um ein Weglaufen zu vermeiden, darf in der ersten Lage nicht zu viel Mörtel aufgespritzt werden. Nach geringfügigem Abbinden, in der Regel nach dem Durchspritzen einer Gerüstebene von etwa 12 Metern, wäre schon die zweite Lage so gleichmäßig aufzuspritzen, dass keine Nester entstehen. Im Allgemeinen folgt noch eine dritte Lage. Grobe Oberflächen mit groben Zuschlagstoffen können bis zu fünf Lagen erfordern, wobei die ersten drei Lagen einen Tag abbinden sollten. Der Leierspritzputz eignet sich besonders für eine Pigmentierung oder Beigabe von Zusatzstoffen für besondere Farb- bzw. Glitzereffekte. Als glatt ausgewiesene Teilflächen, z. B. Fensterfaschen oder Putzbänder, können durch Masken abgedeckt werden. Im frischen Zustand ist der Spritzputz mittels Spachtel auch leicht wieder zu entfernen. Bei der Ausbesserung und Überarbeitung von Fassaden mit Leierspritzputz empfiehlt es sich, zur Vermeidung von Fleckigkeit vor Aufbringen der neuen oberen Schicht mit dünner Sumpfkalkmilch, gegebenenfalls pigmentiert, vorzustreichen. Besenspritzputz Der Besenspritzputz wurde von alters her offensichtlich besonders in ländlichen Gegenden angewandt und findet sich dort noch vereinzelt vor allem an Naturstein- und Fachwerkfassaden. Der Putz wurde ursprünglich einlagig, nass in nass, in fünf bis sechs Anwürfen hergestellt. Dazu wird der auf 2/ 3 Länge abgehackte gebundene Rutenbesen zunächst eine halbe Stunde in Wasser gestellt, um aufzuweichen. Der gut durchgemischte Mörtel muss von leichter Konsistenz sein, aber nicht so dünnflüssig wie für den Leierspritzputz. Der Besen wird 8 bis 10 cm in den Mörtel eingetaucht und im Abstand von ca. 20 cm mit leichter Neigung zur Wand von oben gegen ein in der linken Hand befindliches »Schlagholz« geschlagen. Je geringer der Abstand zur Wand, desto mehr große Körner bleiben an ihr haften, diese generell aber erst ab etwa der dritten Lage. Eine von vornherein bessere Haftung auf Altputz erzielt man durch einen Voranstrich aus gesumpftem Weißkalk. Der fertige Besenspritzputz zeigt eine leicht tropfenförmige Struktur und unterscheidet sich dadurch z.B. vom sehr regelmäßigen Leierspritzputz. Abschließend wird er mit bis zu drei dünnen Anstrichen aus gesumpftem Weißkalk versehen und dadurch optisch zusammengezogen. Spritzputze
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