Leseprobe

18 Der – soweit bekannt – bereits im 15.Jahrhundert ausgeführte Putz folgt dem Verlauf der Wand und war ursprünglich einlagig ausgeführt. Der aus Luftkalk oder hydraulischem Kalk und »fein- bis mittelkiesigen« Zuschlagstoffen (0 – 8 mm) hergestellte Mörtel wird traditionell mit der Kelle angeworfen und sollte sich in der Stärke nach dem Befund am Ort richten, 15 mm aber nicht unterschreiten. Ist eine entsprechend große Wandfläche von oben her flächig angeworfen, wird der noch frische Mörtel mit der Kellenrückseite in der Regel vertikal oder bogenförmig verstrichen. Die Kellenglattstriche müssen nicht gleichmäßig lang und breit sein. Ein unregelmäßiger Kellenglattstrich sollte eine bewegte Oberfläche zeigen, in der allerdings die Gerüstbodenansätze kaschiert sein müssen. Die Kellenstrichansätze dürfen nicht überstehen, können aber gratförmig aneinanderstoßen. In der so geebneten, dem Wandverlauf folgenden Oberfläche bleiben leicht tiefer liegende Mörtelpartien ungeglättet, erscheinen als kleine »Nester«, die zum Erscheinungsbild des historischen Kellenglattstrichputzes gehören. Bei Putzergänzungen wäre auf derartige, regional auch unterschiedliche Merkmale sorgfältig zu achten, diese wären dann nachzustellen. Wenn der Putz einen originalgerechten Kalkanstrich erhalten soll, empfiehlt es sich, ihn – wie den Kellenzugputz – mit einem wässrig-dünnen Anstrich aus gesumpftem Weißkalk zu versehen. Bei einem geplanten mineralischen Anstrich auf Silikatbasis würde sich ein solch freskaler Anstrich auch hier verbieten. Kellenglattstrichputz

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