Katalog

24   Partei und Verwaltung aufstrebenden sächsischen Textilmetropole Plauen gelang es ihmnach demBesuch der Bürger- und Handelsschule, sich als Stickermeister mit Ehrgeiz und Organisationsgeschick »emporzu- arbeiten«. Nach ersten Führungspositionen als Abteilungsleiter und Geschäftsführer in mittel- ständischen Unternehmen gründete er 1907 eine eigene Firma. 8 Für die politische Sozialisierung und Radikalisierung beider Protagonisten erwiesen sich Krieg und Nachkrieg als entscheidende Zäsuren. Mutschmanns erste Berührungen mit dem völkischen Antisemitismus war möglicherweise noch früher, sah er doch seine wirtschaftliche Existenz schon vor dem Ersten Weltkrieg durch die in Plauen ansässige ostjüdische »Ramsch«- Konkurrenz bedroht. Während der Mobilmachungstage 1914 soll er beim ersten Pogrom gegen Plauener Juden selbst handgreiflich geworden sein. Der Kriegsausgang wie die vermeintliche Bedrohung durch eine angebliche jüdische Hochfinanz und eine vorerst triumphierende »jü­ disch-marxistische« Arbeiterbewegung ließen ihn dann 1919mit dem Eintritt in den »Deutsch- Völkischen Schutz- und Trutzbund« (DSTB) endgültig in die Reihen des organisierten deutschen Antisemitismus treten. Drei Jahre später verstärkte er bereits die junge NSDAP. 9 Das sächsische Kabinett vom 6. Mai 1933 v.l.: Georg Thierack (Justiz), Georg Schmidt (Arbeit undWohlfahrt), Rudolf Kamps (Finanzen), Manfred v. Killinger (Ministerpräsident), Martin Mutschmann (Reichsstatthalter), Wilhelm Hartnacke (Volksbildung), Karl Fritsch (Inneres), Friedrich Günther (Chef der Staatskanzlei), Georg Lenk (Wirtschaft), Magnus Wilisch (Ministerialrat in der Staatskanzlei)

RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1