Katalog
144 Rassenhygi ene Hermann Jensen und Alois Boehm Personelle Vorhut zur Umsetzung der »Neuen Deutschen Heilkunde« am Johannstädter Stadtkrankenhaus Dresden Mari na Li enert · Caris-Petra Hei del »Das Rudolf-Heß-Krankenhaus, ärztliche Forschungsanstalt für natürliche Heilweise, ist am 5. Juni [1934] seiner Bestimmung übergebenworden. Die Gesamtleitung des Hauses wurde dem Oberarzt Dr. Jensen übertragen. Damit wird das bisherige Stadtkrankenhaus Johannstadt neben der Krankenheilung dem Zwecke zugeführt, biologische Forschungsstelle und Fortbildungs- stätte für Ärzte zu sein. Der Stellvertreter des Führers hat die Genehmigung zur Anwendung seines Namens gegeben, um durch dessen Einsatz das Interesse zu betonen, das er an der Erfor- schung der umstrittenenMethoden der naturgemäßenHeilung nimmt.« 1 So klangen die Presse meldungen über die Profilierung des 1901 eingeweihten Dresdner Stadtkrankenhauses zum »Biologischen Zentralkrankenhaus für das Deutsche Reich«. Die Oberärzte der Krankenhaus abteilungen wurden teilweise ausgewechselt, neues Personal sollte die nationalsozialistische Gesundheitspolitikwissenschaftlich untermauern. 2 Zwei Männer, die sich bereits in der NSDAP einen Namen gemacht hatten, wurden als Garanten dafür eingesetzt: Hermann Jensen und Hermann Alois Boehm. Aber warum sollten ausgerechnet ein Chirurg und ein Rassenhygieniker die Erforschung alternativer Heilverfahren vorantreiben? Der Begriff der Neuen Deutschen Heilkunde war schon Ende der 1920er Jahre, während der Diskussion über eine »Krise der Medizin«, die wiederum aus der erkennbaren Diskrepanz zwi- schen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen und deren Umsetzung in effiziente Therapien erwachsen war, geprägt worden. Zudem verfestigte sich die Auffassung, dass die an den Uni- versitäten gelehrte naturwissenschaftlich begründete Medizin nicht in der Lage sei, alle Krank-
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