Katalog

60  Deutsche Manufakturen Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen GmbH Meißen (Sachsen) 98 ehemals Königliche Porcellain Fabrique 1710 bis heute Das breite Interesse an der Meissner Porzellanmanufaktur und ihre Be­ deutung für die Entwicklung des europäischen Porzellans bestätigen eine kaum überschaubare Zahl an detaillierten Publikationen, so dass hier eine Beschränkung auf wenige Daten der Firmengeschichte sinnvoll erscheint. 99 1701 Der im Ruf eines Alchimisten stehende gelernte Apotheker Johann Friedrich Böttger (4. Februar 1682 in Schleitz – 13. März 1719 in Dresden) versuchte in Berlin auf einer öffentlichen Vorstellung Gold herzustellen. Um einer Zwangsanwerbung durch den preußischen König zu entgehen, floh er nachWittenberg. Dort geriet er in denMachtbereich des Kurfürs­ ten Friedrich August I. von Sachsen (1670– 1733), genannt August der Starke, als August II. auch König von Polen. Der verbrachte ihn nach Dresden mit der Anweisung, die Experimente fortzuführen. Erfolglosig­ keit veranlasste Böttger 1703 zu einer weiteren Flucht. Er wurde in Böh­ men aufgegriffen und 1705 vorübergehend auf der Albrechtsburg inMei­ ßen festgesetzt. 1707 Nachdem in einem Gebäude der Dresdner Jungfernbastei (Venusbastei) ein Laboratorium eingerichtet war, erhielt Böttger den Auftrag, dort unter Kontrolle und Mitarbeit des mit der Prozellanerfindung befassten Physi­ kers undMathematikers EhrenfriedWalther von Tschirnhaus (1651 – 1708) unter Aufsicht von Kammerrat Michael Nehmitz das Geheimnis des chi­ nesischen Porzellans zu entschlüsseln. Erstes Ergebnis war die Herstel­ lung eines marmorierten Steinzeugs (Jaspisporzellan) und eines braun­ roten Steinzeugs (Böttgersteinzeug). 1708 Laut Böttgers Labornotizen führte die Zusammenarbeit am 15. Januar 1708 zur Herstellung der ersten europäischen weißen Hartporzellanpro­ ben. Am 28. März 1709 teilte er dem Kurfürsten den erfolgreichen Ab­ schluss der Experimente mit. ■ ■ 1710 Königliche Porcellain Fabrique Am 23. Januar teilte die sächsische Hofkanzlei unter August I. in einem viersprachigen Dekret die Erfindung des ersten europäischen Hartpor­ zellans mit und gleichzeitig die Gründung einer Porzellanmanufaktur in Dresden. Am 7. März erfolgte der Beschluss, das Unternehmen aus Grün­ den der Sicherheit auf die Albrechtsburg in Meißen zu verlegen. Dort verblieb sie bis 1865. Administrator wurde Böttger, erster Direktor Michael Nehmitz. Die Produkte der frühen Zeit umfassten vornehmlich Kopien asiatischer Porzellane, Figuren, Ausführungen nach Entwürfen von Sil­ berschmieden und nach Silbermünzen. 1718 Der Verrat des Arkanums des Masseversatzes sowie der Ofenbauweise und des Brennprozesses durch die Meissner Mitarbeiter Christoph Con­ rad Hunger (nachgewiesen zwischen 1717 und 1748) und Samuel Stöltzel (1685 – 1737) ermöglichte die Errichtung der Wiener Porzellanmanu­ faktur (1718 – 1864). W Alle in diesem Kapitel hinter den Plattennummern in Klammern stehenden Zahlen sind manufakturinterne Kennzeichnungen für den jeweiligen Ausformer.

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