Katalog
18 ankert. 24 Neben höfischen Divertissements wie Jagden, Bällen, Theater- und Opernaufführungen veranstaltete August eine Vielzahl von Verkleidungsfesten: Aufzüge zu Ritterspielen wie den Karus- sells, Ring-, Kopf- und Quintanrennen, Maskenbälle, Redouten oder Dominobälle, Verkleidungs- bankette in Form von Götterbanketten, Handwerker- oder Nationenwirtschaften, Bauernhochzeiten und Schäfereien. Folglich standen zur feierlichen Begehung verschiedenster Anlässe – etwa dem jährlich wiederkehrenden Karneval, politisch bedeutsamen Staatsbesuchen oder dynastisch rele- vanten Ereignissen wie Hochzeiten – eine ganze Reihe von Festveranstaltungen zur Wahl, die je nach Bedarf miteinander kombiniert werden konnten. Mit seiner Krönung zum polnischen König 1697 gewannen repräsentative Festveranstaltungen für August den Starken noch zusätzlich an Bedeutung. Die Erweiterung und der häufige Wechsel der Festplätze, die Mannigfaltigkeit der Festformen und deren aufwendige Dekorationen ermög- lichten ihm, gemäß seiner neuen Würde, Hof und Residenz effektvoll und auf prächtigste Weise zur Geltung zu bringen. Insbesondere die einmonatigen Dresdener Festivitäten anlässlich des Staatsbesuchs seines Vetters, des dänischen Königs Frederik IV., im Juni 1709 kündigten hinsichtlich ihres Aufwandes und der gewählten Einzelfeste bereits die zehn Jahre später veranstalteten Hochzeitsfestlichkeiten an und könnten nahezu als antizipierende Generalprobe bezeichnet werden (Abb. 14). Mit diesem ungeheuer prunkvollen Festreigen, der allerdings noch nicht unter einem thematischen Programm stand, kompensierte August seinen zeitweiligen Verlust des polnischen Thrones. Besondere Attrak- tionen bildeten ein Feuerwerk auf der Elbe, verschiedene Jagdvergnügen, ein Fußturnier auf dem Altmarkt sowie die Wiederholung des Götteraufzugs, bei dem August mit vergoldeter Sonnenmaske als Apoll erschien, ferner ein Damenringrennen und ein Karussell der Vier Weltteile im hölzernen Vorgängerbau des Zwingers, zudem eine Bauernwirtschaft mit Nachtschießen im Großen Garten. Viele der Festelemente finden sich in ähnlicher oder abgewandelter Form im Festzyklus von 1719 wieder, neu hingegen war deren Zuweisung an jeweils eine der sieben Planetengottheiten. Ablauf der Festlichkeiten Beginnend mit der Ankunft der Braut am 2. September 1719 in Dresden wurden die Hochzeitsgäste durch täglich wechselnde Attraktionen unterhalten. Eine tabellarische Auflistung gibt Aufschluss über den straffen höfischen »Stundenplan« der an den Festlichkeiten Beteiligten (Abb. 15a – b). Verzeichnet sind für die einzelnen Tage das jeweilige Fest, der Veranstaltungsort, der Ort der Mahl- zeiten, die Festproben sowie der Aufsicht führende Verantwortliche. Die den Ablauf strukturierenden Planetenfeste erhielten einen mit dem jeweiligen Planetenzeichen versehenen Eintrag in roter Tinte. Abb. 12 Szene zum Merkur beim Planeten-Ballett am 3. Februar 1678 in Dresden Nach 1678 · Georg Jakob Schneider nach Johann Oswald Harms Radierung und Kupferstich · 365 × 469 mm · Inv.-Nr. A 152998 Abb. 13 Szene zum Saturn aus dem Planeten-Ballett am 3. Februar 1678 in Dresden Nach 1678 · Johann Oswald Harms · Radierung · 360 × 478 mm Inv.-Nr. A 152993
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