Katalog

65 und auch nie vorgesehen war, ist nicht verwunderlich. Er hätte die mit den Ansichten der Innen- räume erzeugte Illusion einer barocken Anlage zerstört und wäre im Hinblick auf die mit dem Festbericht beabsichtigte repräsentative Wirkung kontraproduktiv gewesen.   t  Die Darstellungen zeichnen den zeremoniellen Weg der Braut durch die einzelnen Räumlichkeiten des Schlosses nach. Ihnen zufolge führte der Einzug Maria Josephas per Kutsche durch das Residenzportal unter dem Hausmannsturm in den von einem Kadettenkorps gesäumten Großen Schlosshof und von dort – in Begleitung ihres Bräutigams – zu Fuß über die sogenannte Englische Treppe mit der Schwei- zergarde ins zweite Obergeschoss. Von hier aus gelangte sie durch den Riesensaal mit der den Weg säumenden Chevaliergarde in das Riesengemach im Nordflügel, in welchem sich ausländische Adlige und jene ohne höheren Rang befanden. Die Prinzessin durchquerte nachfolgend das Turm- zimmer mit dem kostbaren Silberbuffet, in dem sich aus Sicherheitsgründen keine Gäste aufhalten durften. August der Starke hatte erst kurz zuvor das kunstvolle Arrangement des Wettiner Silber- schatzes in dem nur etwa zehn Quadratmeter großen Raum innerhalb des Hausmannsturmes in Auftrag gegeben. Von hier aus gelangte Maria Josepha in den Steinernen Saal (seit 1722 Propo- sitionssaal), wo die Landstände Aufstellung genommen hatten. Als erster Raum des eigentlichen, im Westflügel untergebrachten Paradeappartements schloss sich der Eckparadesaal (Ecktafel­ gemach) an, in dem am folgenden Tag das öffentliche Schauessen stattfinden sollte. Hier wurde die Braut durch das Königspaar empfangen, das sie persönlich durch die beiden Vorzimmer ins Audienzgemach und schließlich ins Schlafzimmer geleitete.   t  In Dresden kam dem Audienz­ gemach der höchste Rang unter den Räumlichkeiten des Residenzschlosses zu. Dies zeigte sich auch in dessen kostbarer Ausstattung. Hier stand der vergoldete Audienzstuhl des Landesherrn, erhöht unter einem goldgestickten Baldachin, und bildete den Höhe- und Endpunkt der Enfilade der Paradezimmer. Im seitlich sich anschließenden Paradeschlafzimmer fand hingegen der Empfang der Braut im »privateren« Rahmen, ohne Zutritt der Hofgesellschaft statt: Das Königs- und das Kurprinzenpaar saßen dabei auf vor dem Paradebett platzierten Lehnsesseln und hielten Konver- sation; an diesem Ort fanden auch die beiden Hochzeitstruhen für Maria Josepha Aufstellung.

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