Katalog

14 Sieben Planeten Den Gästen der Vermählungsfeierlichkeiten bot sich 1719 unter dem Motto der Sieben Planeten ein Reigen abwechslungsreicher Lustbarkeiten (Abb. 8a–g). Nicht nur das Thema der Planetengötter, sondern auch die einzelnen Festformen besaßen am Dresdener Hof Tradition. August der Starke konnte bei der Vorbereitung der Festivitäten vielfach auf Bekanntes und Bewährtes zurückgreifen. Neu hingegen war allerdings die Koordinierung der verschiedenen Einzelfeste in einem zuvor nicht gekannten programmatischen, zeitlich-räumlichen und ausstattungstechnischen Ausmaß. Mit den anlässlich der Hochzeit seines Sohnes veranstalteten Ritterspielen, Banketten, Feuerwerken, Jagden und Bühnenaufführungen präsentierte der königliche Regisseur eine regelrechte »Enzyklo­ pädie der höfischen Festtypen«. Das Thema der Sieben Planeten – Sonne, Mond, Mars, Merkur, Jupiter, Venus und Saturn – war nicht allein am sächsischen Hof seit langem ein Leitgedanke höfischer Repräsentation. Die Vorstel- lung der Planeten als Gottheiten reicht bis in die Antike zurück. 16 Im geozentrischen Weltbild wurden alle mit bloßem Auge regelmäßig sichtbaren Himmelserscheinungen, die sich vor dem Hintergrund des Fixsternhimmels bewegen, als Wandelsterne oder Planeten bezeichnet. Sie reprä- sentierten nicht nur die Wochentage, sondern auch die Metalle.        Sonne Mond Mars Merkur Jupiter Venus Saturn Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Gold Silber Eisen Quecksilber Zinn Kupfer Blei Selbst verschiedene Tiere, Bäume, Kräuter, Steine, Zahlen, Farben oder gar Engel ordnete man den Planeten zu, wie die schematische Zeichnung eines Planetenrades anschaulich zeigt (Abb. 9). Den Planeten wurde Macht über das Schicksal der Menschen zugesprochen, ihre himmlische Ord- nung als »leuchtendes« Vorbild der irdischen Ordnung und weltlicher Herrschaftsstrukturen interpre- tiert. Fürsten galten als sogenannte »Erdengötter«. 17 Sie inszenierten sich bei Festen wie auch in Kunstwerken als personifizierte Planetengötter und legitimierten damit ihren Machtanspruch. Die Auffassung von der Eingebundenheit des gesamten irdischen Lebens in einen großen kosmi- schen Zusammenhang führte frühzeitig zu einer schöpferischen Auseinandersetzung mit dem Thema der Planeten. 18 Vor allem in der Renaissance hielten die personifizierten Planetengötter Einzug in die italienische Kunst und die höfische Trionfo-Kultur. Spätestens seit dem zweiten Drittel des 16. Jahrhunderts gehörten die personifizierten Himmelskörper auch in Deutschland zum festen

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