Katalog
15 Repertoire der Aufzüge. Das Thema der Sieben Planeten war schließlich im höfischen Kontext europaweit verbreitet und fand in unterschiedlichsten Zusammenhängen Verwendung. So wurden Raumfluchten – wie etwa im Palazzo Pitti in Florenz oder in Versailles – mit Darstellungen der Pla- neten geziert. In Dresden erhielten sogar die Bastionen der Stadtbefestigung Namen der Gestirne. Seit Kopernikus’ Einführung des heliozentrischen Weltbildes ging die Bezeichnung Planet auf diejenigen Himmelskörper über, die die Sonne umkreisen. Folglich wurde die Erde unter die Plane- ten aufgenommen, während Sonne und Mond entfielen. Dessen ungeachtet und obwohl am Dres- dener Hof seit dem 16. Jahrhundert die modernsten astronomischen Instrumente gesammelt wurden, hielt August der Starke bei der Inszenierung der Vermählungsfestivitäten am alten Kanon der Planetengottheiten fest. Ein Blick zurück zeigt, dass das Thema der Sieben Planeten am Dresdener Hof schon früh als komplexes Festprogramm entwickelt wurde. Bereits 1613 fand anlässlich der Taufe Johann Georgs von Sachsen, des Großvaters Augusts des Starken, ein Aufzug der Zeit und der Sieben Planeten zum Ringrennen im Großen Schlosshof statt (Abb. 10). 19 Als regierender Kurfürst griff Johann Georg II. anlässlich eines Treffens mit seinen Brüdern 1678 das Motiv seiner eigenen Tauffeierlichkeiten wieder auf. Während dieser einmonatigen, neue Abb. 8a – g Apoll/Sol, Diana/Luna, Mars, Merkur, Jupiter, Venus, Saturn Kostümfigurinen für die Planetenfeste 1719 Um 1719 · Feder in Schwarz, Pinsel in Wasser- und Deckfarben, Deckweiß und Gold über Graphit circa 380 × 270 mm Inv.-Nr. C 6251, C 5781, C 5782, C 5773, C 5774, C 6252, C 6250 Abb. 9 Planetenrad 18. Jahrhundert · Feder in Braun 352 × 253 mm · Inv.-Nr. Ca 232
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