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Die alte Dresdner Elbbrücke – eine kurze geschichtliche und baugeschichtliche Einführung 13 Nachdem dann die Wettiner die Herrschaft über Dresden in Form einer Reichspfandschaft erlangt hatten, förderten sie zumindest die Instandhaltung der Brücke, deren Errichtung vielleicht unter Markgraf Dietrich in den ersten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts abgeschlossen worden war. Doch haben sich die Wettiner nie als Erbauer der Brücke bezeichnet. Eine intensive Förderung ließ auch die dritte Gewalt im Dresdner Raum, die Bischöfe von Meißen, der Dresdner Elb- brücke angedeihen. Die Bischöfe erscheinen seit dem Ende des 13. Jahrhunderts als Oberlehnsherrn der Stadt und waren zugleich auch als geistliche Hirten in der Pflicht, da der Brü- ckenbau – als dem Allgemeinnutz dienend – imMittelalter ein besonders gottgefälliges und frommes Werk darstellte. Auch trugen die Bischöfe Verantwortung für das im Hochmittelalter großen Aufschwung nehmende Pilgerwesen und damit für die Verbesserung der oft beschwerlichen Reisewege. Diesem Ziel diente auch die Errichtung der Dresdner Brücke als wesentli- cher Teil der zum europäischen System der Jakobswege gehö- renden sogen. Frankenstraße. Die herrschaftlichen Kräfte im Dresdner Raum waren also energische Förderer, aber niemals Eigentümer der Brücke. Ebenso wenig befand sich die Brücke im Eigentum der Stadt Dresden. Diese Tatsache führte dann im 19. Jahrhundert zu dem bekannten langen Rechtsstreit zwischen der Stadt und dem Staatsfiskus wegen umfangreicher Instandsetzungskosten, die weder die Stadt noch der Staat übernehmen wollte. Fazit Die alte Dresdner Elbbrücke war eines der monumentalsten Brückenbauwerke des Mittelalters im damaligen deutschen Reichsgebiet. Sie gehörte als ingenieurtechnische Großtat auch im europäischen Vergleich zu den längsten mittelalterlichen Brückenbauten. Ihre Abmessungen übertrafen die der berühm- ten Steinernen Brücke in Regensburg (ca. 330 Meter lang und 7,2 Meter breit) bei weitem. Die Dresdner Brücke war auch länger als die romanische Brücke in Prag (ca. 514 Meter lang). Ihre erstrangige Bedeutung zeigt auch der Größenvergleich mit anderen Steinbrücken des 12./13. Jahrhunderts im damaligen Reichsgebiet, den die beigefügte schematische Darstellung ermöglichen soll (Abb. 5) . Dass die Dresdner Brücke im Mittelalter die längste im Reich war, ist in der örtlichen Tradition immer in Erinnerung geblieben. 39 Da ihr aber durch den Festungsbau im 16. Jahr- hundert mehr als 100 Meter Länge »abhanden« gekommen waren, ist die Aussage des Christoph zu Dohna, die Prager Brücke sei die längste, für seine Zeit tatsächlich berechtigt. Im 18. Jahrhundert wurde die Dresdner Elbbrücke vor allem durch den von August dem Starken initiierten großarti- gen Umbau als Meisterwerk Pöppelmanns zum bewunderten Sinnbild für den glanzvollen Aufstieg Dresdens zur Residenz eines Königs. Die neue Dresdner Elbbrücke wurde am 30. August 1910 eingeweiht. Zur Würdigung der von Wilhelm Kreis und Hermann Klette errichteten Anlage sei am Schluss nochmals Willy Nagel zitiert: »Dresden darf stolz auf diesen Bau sein, nicht nur, weil er allen modernen Ansprüchen genügt, sondern weil er auch in seinem künstlerischen Gesamtbild die Erinne- rung an den alten Bau nicht verleugnet.« 40 (Abb. 6) Es wäre dennoch zu wünschen, dass die »unsichtbaren«, aber noch vorhandenen Teile der alten Dresdner Elbbrücke einmal in geeigneter Weise der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, um diese im wahrsten Sinne des Wortes verschütteten Werte des über viele Jahrhunderte berühmtesten Bauwerkes Dresdens in ihrer historischen Gegenständlichkeit als Spitzenleistung europäischer Dimension wirklich wieder erfassen zu können. 6 Ansicht der neuen Dresdner Augustusbrücke (2014).

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