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Studien zur Geschichte und Bedeutung der alten Dresdner Augustusbrücke 103 wurde die Zugbrücke vor dem Altendresdner Tor erneuert. Als Kurfürst Johann Friedrich im Frühjahr 1547 Altendresden belagerte, wurde der Torturm beschädigt und in der Folge nach und nach abgetragen, da der Verteidigungswert des Torturms als gering eingeschätzt wurde. Auf einer Zeichnung von 1570 stellt ihn Gabriele Tola als ruinös, aber noch mindestens eingeschossig dar (Abb. 19) . Dagegen blieb der Brücke selbst mit ihren mittel- alterlichen Zinnen bis 1706 erhalten. Sie stammten wohl aus dem 15. Jahrhundert, denn sie ähneln den Zinnen auf der spätmittel- alterlichen Dresdener Stadtmauer. 38 Da die im Mittelalter mit Holzknüppeln bedeckte Fahrbahn in der Frühen Neuzeit öfters neu gepflastert wurde, vermehrte sich deren Höhe mehr und mehr, sodass die niedrigen Partien der Zinnen nur noch wenig über der Fahrbahn lagen und sich häufig Unfälle ereigneten. ImMittelalter war der wichtigste Bau auf der Brücke neben der Kapelle ein Zollhaus, das sich wohl schon immer auf Pfeiler 16 erhob. Im Erdgeschoss befanden sich neben der sperrbaren Durchfahrt die Räume zur Zollabfertigung. Im westlichen Teil führte eine Wendeltreppe in die Obergeschos- se, die Wohnräume enthielten. 1559 wurde ein neues zweige- schossiges Zollhaus an den vorher wohl freistehenden Tri- umphbogen aus der Zeit um 1550 angefügt. Nach der Darstellung des Heinrich von Cleef hatte dieser aus zwei runden Türmen bestanden, die eine Toröffnung flankierten (Abb. 7) . Ein Wachgebäude erhob sich frei daneben. Spätere Darstellun- gen zeigen, dass das Zollhaus nun an die Rückseite des Tri- umphbogens angefügt war. An die die Pforte flankierenden wohl halbrunden Türme schloss sich nun ein zweigeschossiger Bau an, zwei Giebel betonten die »Türme« des burgtorartigen Triumphbogens, wobei nicht ganz klar ist, ob auf den Türmen begehbare Plattformen existierten. 39 So könnte man die Dar- stellung auf dem Stich von Franz Hogenberg von 1572 und das Gemälde der Wasserjagd von 1614 interpretieren, desgleichen die Zeichnung von Gabriele Tola von 1570 (Abb. 19) . Hier ist das Gebäude wieder mit »Zollhaus« bezeichnet. 40 Möglicher- weise hatte sich also zwischen 1550 und 1570 der praktische Zweck gegenüber der Idee des Triumphtores, auf das wir noch eingehen werden, wieder durchgesetzt. 41 Im Jahr 1684 wurde an der Stelle des Zollhauses nach Plänen Wolf Caspar von Klengels ein »Blockhaus« errichtet. 42 Es hatte zwei sehr unterschiedliche Gesichter: Nach Norden hin wirkte es wie eine kleine Festung abweisend und streng, nach Süden hin wie ein dreiteiliges Triumphtor gravitätisch und festlich (Abb. 4 – 6) . 43 An keiner Stelle werden Säulen Abb. 4 »Grund Riß des Block-Hauses auf der Elb-Brücke zu Dresden, unter Chur Fürst Joh. Georg 3. erbauet«.

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