Katalog

120 Heinrich Magirius Tiefbauamtes und Spezialisten für Brückenbau, beraten. 102 Der Abbruch der Brücke 1907 stand unter Aufsicht des Tiefbauamtes, das zuvor auch den Bauzustand des Denkmals dokumentierte. Die fortschrittsgläubige Zeit vor dem Ersten Weltkrieg hieß die neue Brücke, die schon 1910 vollendet wurde, fast uneinge- schränkt willkommen, zumal sie in manchen Einzelheiten an die gewohnte alte erinnerte (Abb. 17) . Schätzt man die bildliche Wiedergabe der neuen Brücke als Indiz für gesellschaftliche und kulturelle Akzeptanz ein, so darf sich die neue Friedrich-August-Brücke, wie sie nun nach dem damaligen Regenten hieß, mit der alten durchaus messen las- sen. 103 Im Verlauf des 20. Jahrhunderts haben die Maler unterschiedlicher Stilrichtungen die neue Brücke nie als »neu« sondern als selbstverständlichen Bestandteil des Dresdner Stadtbilds wiedergegeben. 104 Die Elbbrücke und spätere Augustusbrücke in Darstellungen der Stadt Dresden 105 Als älteste Darstellung der Stadt Dresden mit Brücke gilt der vielleicht von Heinrich von Hohenmühl wohl nach einer Vorlage von Lucas Cranach d. Ä. geschaffene, 1945 verbrannte Teppich mit dem Thema »Das Urteil des Königs Salomo«. 106 Im Hintergrund dieser Szene ist das linkselbische Dresden zwischen Frauenkirche und Schloss dargestellt, das noch im Zustand vor seinem Umbau durch Kurfürst Moritz, aber nach der Umgestaltung des Georgentores (1530–1534) gezeigt wird. Eine Umzeichnung der Stadtansicht fertigte Reinhard Spehr an (Abb. 19) . Die Brücke besitzt die gleiche Zinnenbekrönung wie die Stadtmauer, die dort erst in den zwanziger Jahren des 16. Jahrhunderts aufgesetzt worden ist. Vielleicht waren die Zinnen auf der Brücke, an der im späten 15. Jahrhundert unentwegt gebaut wurde, nicht viel älter. Ein Kupferstich mit der Stadtansicht von Philipp Gallein aus dem Jahr 1587 107 bezieht sich auf einen Stich von Heinrich van Cleef aus dem Jahr 1565 (vgl. Abb. 7) . Er zeigt die Stadt mit der 1546 begonnenen Befestigung, die Elbbrücke, das Schloss nach der Erweiterung unter Kurfürst Moritz, die Kreuzkirche und den Dachreiter der Frauenkirche sowie auf der Brücke den »Tri- umphbogen«. Besonderer Wert wurde auf die dichte Abfolge der spitzen Hinterpfeiler und die Bögen der Brücke gelegt. Die Brückenbögen sind bis dicht an das Georgentor herangeführt, obwohl zu diesem Zeitpunkt bereits das Schöne Tor vorhanden gewesen sein müsste, was eine Verschüttung bis zum Pfeiler sechs voraussetzt. Die Brücke ist so hoch ins Bild gesetzt, dass nur noch die Dächer und Türme der Stadt darüber hinausragen. Dagegen ist das Schloss, das bei dem niedrigen Standpunkt des Zeichners vom »Schlosswall« verdeckt sein müsste, in voller Höhe darge- stellt. Es kam also dem Künstler darauf an, den Moritzbau mit der Brücke vorrangig zu Geltung zu bringen. Die Federzeichnung des Gabriele Tola von Dresden im Jahr 1570 108 bietet ein weitsichtiges Panorama der Stadtlandschaft, ist aber auch unerschöpflich in seiner Detailtreue (Abb. 18) . Der Standort des Zeichners ist ein Hügel oberhalb des Elbflus- ses östlich der beiden Stadtteile. Der Blick folgt dem Lauf der Elbe und bleibt am äußersten Ende des Knies des Flusses an dem aufragenden Massiv des Schlosses hängen. Die außeror- Abb. 23 Ansicht des Altendresdner Marktes, der Elbbrücke und Dresdens von Norden, Stich von Matthäus Merian, um 1650.

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