Katalog

Studien zur Geschichte und Bedeutung der alten Dresdner Augustusbrücke 121 dentliche Länge der Brücke ist durch die Darstellung von achtzehn Bögen über den breiten Fluss angedeutet. Deutlich sind der ruinöse Altdresdener Brückenturm und das Zollhaus sowie das Mauerwerk und die Zinnen der Brücke zu erkennen. Da die Einzelheiten für den Zeichner in der Fernsicht ganz unmöglich alle erkennbar gewesen sein können, müssen vor Ort beobachtete Details in die Zeichnung eingeflossen sein. Aber sie drängen sich nicht vor, sondern bleiben ein Teil des Ganzen. Wie ein langes Band verbindet das Brückenbauwerk die ungleichen Stadtgebiete: Hoch aufragend mit seinen Fes- tungsmauern und seinen Monumentalbauten das linkselbische Dresden, in die umgebende Landschaft eingebunden das noch fast dörflich wirkende Altendresden. Im 17. Jahrhundert ist diese Ostansicht noch mehrfach nachgebildet worden, aber nie wieder soweit hingelagert, mit der Brücke als bestimmendem Element von Stadt und Landschaft. Der mit seinen Darstellungen sächsischer Städte aus den Jahren 1626 –1629 so außerordentlich verdienstvolle Wilhelm Dilich erreicht mit zwei Zeichnungen von Dresden mit der Elbbrücke bei aller Bemühung um die Erfassung der charakte- ristischen Elemente der Stadtlandschaft nicht ganz die Souve- ränität in der Wiedergabe des städtischen Ganzen wie Gabrie- le Tola. In Dilichs Ansicht der Stadt von Osten erkennt man nur sieben Brückenbögen, da die anderen von Teilen Alten- dresdens verdeckt sind (Abb. 20) . Mehr hat der Zeichner von der Brücke auch gewiss nicht wahrgenommen. Dafür hat aber Dilich manche Kleinigkeit, wie das Gittertor auf der Brücke und die Zugbrücke zum Elbtor, wiedergegeben. Der darauf stehende Pavillon, »Katze« genannt, besitzt hier ein geschweif- tes, welsches Dach. Auch Dilich ist es darum gegangen, den städtebaulichen Kontrast zwischen dem links- und rechtselbi- schen Dresden kenntlich zu machen. Die Brücke spielt dabei aber nur eine untergeordnete Rolle. Noch weniger ist es Wilhelm Dilich bei seiner ungewöhn- lichen, unvollendeten Ansicht Dresdens von Westen gelungen, den städtischen Zusammenhang darzustellen (Abb. 21) . Hier sind der Anstieg der Brücke vor Altendresden, das Zollhaus sowie die vier weiteren Brückenbögen und die bis zum Gitter- tor geradlinig verlaufende Zinnenbrüstung deutlich wiederge- geben. Bei seiner Absicht der Darstellung der Festung Dresden stellte sich heraus, dass die Brücke gegenüber der Festungsan- lage zu hoch im Blatt lag, nämlich in der Höhe des »Lusthauses auf der Jungfer«. So konnte letztlich auch eine Darstellung der Erscheinung der Stadt in der Landschaft nicht gelingen. Alle Stiche des 17. Jahrhunderts, die die Elbbrücke in der Aufsicht, von einem imaginären Standort über den Dächern des Neustädter Marktes mit der Zielrichtung zum Schloss und zur Festung Dresden zeigen, gehen bildlich auf ein monumen- tales Gemälde 109 zurück, dass die Ankunft des Kaisers Mat- thias auf der Elbe 1617 110 wiedergibt; ein ausgesprochenes Repräsentationsbild, das die Elbe als Triumphstraße darstellt (Abb. 22) . Von Altendresden in Richtung des linkselbischen Dresden bewegt sich auch der Festumzug der »Durchlauchtigs- ten Zusammenkunft« von 1678 (vgl. Abb. 8) . Auf dem Stich von Matthäus Merian ist der Altendresdner Turm nur noch als Tor erhalten (Abb. 23) . In die Fassade des Zollhauses mitten

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