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Die alte Dresdner Elbbrücke – eine kurze geschichtliche und baugeschichtliche Einführung 7 Der Weltkrieg und die nachfolgende deutsche Teilung trugen wesentlich dazu bei, dass die alte Elbbrücke außerhalb Sachsens in einschlägigen Publikationen und Handbüchern nicht oder nur unter nebensächlichen Aspekten Erwähnung fand. 3 Das unlängst erschienene »Handbuch Brücken« geht immerhin wieder recht ausführlich auf die alte Dresdner Elb- brücke/ Augustusbrücke ein, gibt allerdings einen vielfach überholten Erkenntnisstand wieder. 4 Aber auch die sächsische Forschung hatte die Brücke – vom barocken Umbau durch Matthäus Daniel Pöppelmann teilwei- se abgesehen – kaum noch in ihrer überregionalen Bedeutung im Blickfeld. 5 So ist dieser größte Brückenbau des deutschen Hochmittelalters und zugleich eines der größten mittelalterli- chen Verkehrsbauwerke Europas für die ansonsten sehr ver- dienstvolle sächsische Altstraßenforschung nicht der Erwäh- nung wert. 6 In grundlegenden Publikationen zur Stadt- und Kulturgeschichte Dresdens wird das gewaltige Bauwerk zwar behandelt, aber erstaunlicherweise – offensichtlich ohne sich seiner Wertigkeit bewusst zu sein – meist nur in einem engen lokalen Bezug betrachtet. 7 Im Unterschied zu dieser weder der mittelalterlichen noch der im Barock umgestalteten Brückenanlage gerecht werdenden Sichtweise haben in jüngerer Zeit Karlheinz Blaschke, Heinrich Magirius, Reinhard Spehr und der Verfasser die Brücke wieder in den erforderlichen, auf das Reich bezogenen und zudem europäischen Zusammenhang eingeordnet (Abb. 1) . 8 Dabei ist es das große Verdienst von Reinhard Spehr, das Brückenbau- werk selbst als wichtigste Quelle seiner Geschichte neu zugäng- lich gemacht zu haben. Denn es kann als besonderer Glücks- umstand gelten, dass wesentliche Teile der alten Elbbrücke nicht vom Abbruch vor einhundert Jahren berührt waren und somit erhalten geblieben sind. Dies betrifft die bereits um 1519 bzw. 1533/35, 1546/ 55 sowie 1737 zugeschütteten linkselbischen Bögen und Pfeiler unter dem Georgentor und unter dem heu- tigen Schlossplatz (Altstadt) sowie erhaltene Reste der Brücken- rampe auf der anderen Elbseite (Altendresden, die spätere Neustadt). Der Erforschung und genauen Dokumentation dieser schwer zugänglichen bzw. nur durch Freilegung wieder hervorzuholenden Bauteile der alten Elbbrücke hat sich R. Spehr in den 1980er und 1990er Jahren durch an verschiedenen Stellen vorgenommene Untersuchungen intensiv gewidmet. Zugleich bemühte er sich – ganz im Sinne Albert von Hofmanns – um Lösungen für das »Rätsel« der historischen Umstände, die 1 Dresden, Stadtansicht mit dem spätgotischen Residenzschloss und der wohl ältesten Darstellung der Elbbrücke (vor 1547), Ausschnitt aus einem Wandteppich von Seger Bombeck (?).

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