Katalog
Oberwerk über dem Hauptwerk und das Récit Expressif in der gleichen Höhe direkt hinter dem Oberwerk mit einem Abstand von 60 Zentimetern. Die Spielmechanik für alle vier Manualwerke ist mit einer hängenden Traktur im klassischen Stil gebaut und ausschließlich aus klassischen Materialien wie Holzwinkeln und Holzwellen hergestellt. Nur das Récit Expressif hat Eisenwellen. Die Koppeln können alle mechanisch gespielt werden. Es besteht aber auch die Möglichkeit, einige Koppeln elektrisch zu unterstützen – was hauptsächlich bei großen romantischen Kompositionen sinnvoll ist, bei denen zahlreiche Koppeln und Register benötigt werden. Für das Brustwerk haben wir eine mechanische Umschaltung gebaut, die es erlaubt, dieses Werk auch im barocken Kammerton in 415 Hertz bei der Begleitung von alter Musik zu nutzen. Die Registertraktur ist rein elektrisch und mit einer Setzeranlage ausgerüstet, die sehr viele Möglichkeiten zur Speicherung von Registerkombinationen bietet. Die Windladen sind als Schleifladen mit Tonkanzellen in klassischer Bauart aus Eichenholz hergestellt. Die Windanlage ist in der Art Gottfried Silbermanns, mit einem großen Turm mit sechs übereinander angeordneten Keilbälgen hinter der Orgel, gebaut. Der Winddruck beträgt 90 mmWassersäule in allen Werken. Das Pfeifenwerk ist im Hauptwerk, Brustwerk, Oberwerk und Pedal nach dem klassischen Vorbild hergestellt. Die Prinzipale und die Zungenregister sind aus 87,5-prozentigem Zinn. Die Flöten und Gedackten sind bleihaltiger. Außerdem sind alle Pfeifenkerne aus Blei. Für die Herstellung der Pfeifen vom Récit haben wir die Mensuren und Legierungen von Cavaillé-Coll verwendet. Für die Prinzipale und Zungen war die Orgel von Saint Sernin in Toulouse unser Vorbild. Für die klassischen Register haben wir die Mensuren der Silber- manns verwendet. Die Stimmung ist gleichschwebend, die Stimmtonhöhe für a 1 beträgt 440 Hertz bei 18 °C. Die Intonation Mit Hauptwerk, Brustwerk, Oberwerk und Pedal ist erreichbar, was der reprä- sentative Kuppelraum erfordert: singende Kraft der Prinzipale, klassische Bril- lanz der Mixturen im Pleno, Gravität der Zungen und Grundregister, Farben und Poesie der Aliquoten und Zungen, Weichheit und Deutlichkeit von Flöten und Streichern. Für das Repertoire der Romantik und des 20. Jahrhunderts ließ sich ohne Schaden für die klassisch orientierte Substanz ein großes Schwellwerk inte grieren. Prinzipale, überblasende Flöten, enge Streicher und Schwebungen verleihen dem Orgelwerk – ohne zu dominieren – die Möglichkeit stilistischer Weite in Richtung Romantik und Symphonik, nicht nur bezogen auf dieses Manual, sondern auf der Basis unserer Erfahrung mit Mensuren und Intonation unter Verwendung der Koppeln für das gesamte Klangspektrum der Orgel. Unsere vielfach gelobte Erfahrung im Bau sowohl deutscher als auch franzö- sischer Zungenstimmen gewährleistet zudem angesichts der hohen Anzahl der Zungenstimmen auch eine große Differenziertheit in der Klangfarbe, der Dynamik und Mischfähigkeit. Mit unserer neuen Orgel in der Dresdner Frauenkirche möchten wir einen Beitrag zur kulturellen Verständigung und zur Bereicherung des sächsischen Musiklebens leisten. 13
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