Katalog
105 Frühling sprießt im Ungarlande, Frühling sprießt auch mir im Herzen. Hing die grauen Alltagssorgen Unbekümmert an den Nagel. Hing dazu noch Schien und Winkel, Manche Zeichnung unvollendet, Packte froh das Reisebündel, Prüfte sorglich Farben, Pinsel, Stifte, Blätter, Skizzenbücher. Ließ die frischbesohlten Stiefel Voller Eisennägel schlagen. Stülpte auf den grünen Filzhut Mit der braunen Spielhahnfeder, Barg das Reisegeld im Brustsack, Steckt’ dazu die Paßpapiere Und den italien’schen Führer. Drückte jedem Freund noch einmal Abschied nehmend beide Hände. Schwang mich auf die Dampfroßflügel In dem Budapester Bahnhof Und verließ den schnellen Renner Erst, als ich der Adria Ewig blaue Wogen sah. Italienfahrt 1.April bis 3. Juli 1894 R e i s e e r i n n e r u n g e n v o n M a r t i n P i e t z s c h Hemmungslos und ungebunden Wollt ich reisen und studieren. […] Von Fiume – Abbazia Ging es nach Triest hinüber Mit dem kühlen Abendwind, Jene altersgraue Straße Schwindelnd überm Meeresspiegel, Himmelhoch am steilen Hange. Hinter südlich schmalen Fensterlöchern Und den weiten vorgebauten Schattig kühlen Laubengängen Hart am Wasser, lagen all’ die Malerischen kleinen Bauten, Oder ängstlich angeklammert An die steilen Felsenwände, Schutz vor Wind und Wetter suchend M i r a M a r e – Schloß am Meere. Tiefgrün – lorbeereingebettet. Blau in Blau. – Die lichten Wogen Werfen weiße Perlenschnüre Weit hinauf zu stolzen Zinnen!
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