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107 Schlürfte tief die laue Nachtluft, Freute mich der goldnen Freiheit Und der ungewohnten Nachtfahrt In die unbekannten Weiten. In das Land, wo ewig schönes Kunstwerk schufen Bildner, Maler Und die größten Architekten, Ganz vergessend, daß die Nacht Doch zum Schlafen eingerichtet. Langsam ängstlich schlich der Dampfer Durch die Wasser der Lagunen, Die der »Lido« von dem Meer trennt. Als ein leichtes helles Frührot Fern aus Osten grüßend aufstieg, Zog ich enger Rock und Mantel Um die steif gewordnen Glieder. Grau im Meer verschwand die Nacht. […] Leise Glockenklänge schallen Wasser auf und Wasser nieder. Leise gaben Schiffer-Lieder Milde Abendlüfte wieder. Eingeschlafen, meergebettet Ohne Lärm und Großstadthasten, Nirgends eisen Räderschienen Wagen rasseln, Peitschenknallen, Nerven tötend Hufgetrampel, Nirgends übereiltes Laufen, Nirgends bläst Frau Industriea Mit den nimmermüden Rädern Mit den schrillen harten Pfeifen Aus verqualmten hohen Schloten Ruß und Rauch auf diese lichten Feingetönten hellen Blätter, Dieses blauen farbenfrohen Heiter bunten Märchenbuches. Nur ein weiches Ruderplätschern Und geheimnisvolles mildes Wasserschlagen an den Mauern. Brücken auf und Brücken nieder Wandernd ging ich durch die engen Hochbebauten schmalen Gassen.

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