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75 Am 20. Oktober 1943 verurteilte die für die Rasse- gesetze zuständige Strafkammer M des Dresdner Landgerichts Dora Berger zu einer 18-monatigen Zuchthausstrafe, weil sie einen »Volljuden« gehei- ratet hatte. Die Strafe musste sie vollständig im Zuchthaus Magdeburg verbüßen. Ihre Tochter, die von Verwandten in Freiberg versorgt wurde, galt als »Halbjüdin«. Am 15. Februar 1945 sollte sie de- portiert werden. Die Bombenangriffe auf Dresden retteten ihr das Leben, weil auch die meisten Unter- lagen des Gestapo-Judenreferats verloren gingen. Dora Berger kam vier Tage später frei. Mit ihrer Tochter blieb sie auch nach Kriegsende in Freiberg. Infolge der Haft war sie zu 70 Prozent er- werbsunfähig. Erst im November 1950 wurde sie als »Verfolgte des Naziregimes« anerkannt. Als Myriam Berger kurz vor dem Mauerbau die DDR verließ, folgte die Mutter ihr wenig später nach Münster. Am 16. März 1980 starb Dora Berger im westfälischen Telgte. Seit Juni 2010 erinnert ein Stolperstein an seinem früheren Wohnhaus in der Franz-Mehring-Straße (früher: Gravelottestraße) 32 in Chemnitz an ihren Mann. Quellen HStA Dresden, 11120 StA beim LG Dresden, Nr. 581 StAC: 30095 LG Chemnitz, Nr. 191; 30413 RdB Karl-Marx-Stadt, VdN Nr. 3696 Privatbesitz Myriam Schütze Video-Interview mit Myriam Schütze am 9.5.2011, Archiv GMPD Patenkind Das Schweizer Rote Kreuz warb um Patenschaften für Kinder in Internierungslagern. Aufgrund dieses Fotos wählten Schüler einer Züricher Grundschule Myriam Berger als ihr Patenkind aus. Albert Bau- mann und seine Mitschüler sammelten Geld und schrieben Briefe wie den vom 19. August 1942 an die Familie. Darin brachten sie ihre Sorge um deren Wohl zum Ausdruck. Ihr Lehrer Gottfried Müller sprach die drohende Deportation Herbert Bergers offen an. Als Ministerpräsident des Vichy-Regimes kooperierte der von Gottfried Müller erwähnte Pierre Laval eng mit Hitler-Deutschland. Foto, um 1942, Original, Schenkung Myriam Schütze Brief, 19.8.1942, Original, Schenkung Myriam Schütze

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