Katalog

14 und die Sächsische Akademie der Künste am 5. Februar 2014 in den Konzertsaal der Hoch­ schule für Musik Carl Maria von Weber Dresden geladen hatten. Der Architekt Hänsch prägte das moderne Bauen im nicht selten als Barockstadt insze­ nierten Dresden und schrieb sich mit seinen – auch international wahrgenommenen – Bauten in die Baugeschichte der DDR ein. Mit der flachen, feinsinnigen Ladenstraße Weber­ gasse rückwärtig der westlichen Altmarktbebauung brachte Hänsch den »International Style« in die von Trümmern beräumte, weite Leere der Dresdner Innenstadt. Zu seinen funktional und konstruktiv soliden, ästhetisch anspruchsvollen Bauten zählen auch der Verlags- und Druckereikomplex der »Sächsischen Zeitung« mit dem »Haus der Presse« und der Kulturpalast Dresden, den er nach einem Ideenentwurf von Leopold Wiel realisierte. Als begnadeter Architekt mit reichlich Erfahrung in anspruchsvollen Großprojekten empfahl er sich auch für den Wiederaufbau der Dresdner Semperoper, die 1985 nach vielen Jahren des Entwerfens und Verwerfens wiedereröffnet wurde. Geradezu irritierend ist, dass Hänschs prägende Bauten der Nachkriegsmoderne nahezu vollständig den Wettlauf gegen Abriss und Anpassung an zeitgenössische Standards verloren haben. So stand der Kulturpalast nach der politischen Wende viele Jahre im Fokus einer breiten Diskussion. Die Darstellungen, er sei nicht multifunktionales Kulturhaus, sondern eine Stätte »sozialistischer Indoktrination« gewesen, verblassten nur langsam. Als eine insbesondere von der Enkelgeneration öffentlich eingeforderte Wertschätzung und denkmalpflegerische Aneignung einsetzte, galt die Akustik des Saales als nicht mehr den Anforderungen entsprechend. Der von Wolfgang Hänsch vielfach »als jahrhundertelange Bringschuld gegenüber den beiden bedeutenden Orchestern der Stadt« eingeforderte Neubau eines Konzertsaals verhallte ebenso ungehört wie seine zusammen mit zahlrei­ chen Machbarkeitsstudien vorgetragenen Argumente für einen behutsamen Umgang mit dem Kulturpalast. Der Abriss der Webergasse und weitere schmerzliche Verlusterfahrungen verstärken das Interesse am Erhalt des bemerkenswerten Noch-Vorhandenen. Die Stiftung Sächsi­ scher Architekten sieht sich deshalb auch hier in der Verantwortung, sich für ausgewählte Bauten, Ensembles, Landschaftsarchitekturen oder baugebundene Kunst einzusetzen. Der auf dem Ehrenkolloquium offiziell in das Archiv der Stiftung Sächsischer Architek­ ten übergegangene Teilnachlass von Wolfgang Hänsch dokumentiert mit Skizzen, Archi­ tekturzeichnungen, Fotografien und einigen Modellen eindrucksvoll das Werk des Archi­ tekten. Dass sich Wolfgang Hänsch noch zu Lebzeiten für eine Übergabe seines vielum­ worbenen Nachlasses nicht in eines der großen Archive, sondern an die Stiftung Sächsi­ scher Architekten entschied, verband er mit der Gewissheit der sich im Zweifelsfall unter den Berufskollegen und Gleichgesinnten formierenden Kritik. Sein Vertrauen bestärkt uns, nicht allein die ständigen Aufgaben eines Archivs zu leisten, sondern auch mit Ausstellun­ gen und der stiftungseigenen Schriftenreihe »Beiträge zur Architektur« zur wachsenden Bekanntheit und Wertschätzung des baulichen Erbes beizutragen.

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