Katalog
17 Wolfgang Kil Wolfgang Hänsch – Architekt der Dresdner Moderne Fast genau fünf Jahre ist es her, dass sich viele der hier im Saal Versammelten schon einmal zu einem Kolloquium zu Ehren von Wolfgang Hänsch trafen. Damals, an jenem Januar nachmittag 2009 im Haus der Architekten, durfte man die froh gestimmte Versammlung ruhigen Gewissens eine Feierrunde nennen. Zu feiern war ein 80. Geburtstag, und dem Jubilar Wolfgang Hänsch stand ein Jahr bedeutender Ehrungen bevor – eine erfolgreiche Ausstellung in der Johannstadt, ein binnen weniger Wochen vergriffenes Buch. Doch allem voran natürlich die Verleihung der Ehrendoktorwürde durch die TU Dresden, in Anerken nung eines Lebenswerkes, das in seltener Konsequenz und Sichtbarkeit mit dem Wieder aufbau Dresdens verbunden war. Die Freude der damals Anwesenden über die bevorste hende Ehrung kam von Herzen, und ich vermute, für manchen aus Hänschs Kollegenkreis bedeutete die Würdigung dieses Einen auch so etwas wie eine rückblickende Anerkennung der Leistungen ihrer ganzen, der Wiederaufbau-Generation. Mir selbst, einem Nicht-Dresdner, ist Wolfgang Hänsch erst spät begegnet, in einem Alter, in dem andere sich dem gepflegten Ruhestand hingeben. Nicht so dieser unermüd liche Streiter für eine solide, aufrichtige, ästhetisch anspruchsvolle Baukultur. Ob bei Tref fen unserer Baukunst-Klasse der Akademie, bei Bedarf auch in öffentlichen Versammlungen – nie habe ich Wolfgang Hänsch anders erlebt: weißhaarig, aufrecht, eher wortkarg, aber stets voller überraschender Gedanken. Und zuverlässig kämpferisch. Auch nach fünf Berufsjahrzehnten noch. Wenn ihn in jenen Jahrzehnten eines sicher begleitete, dann war es diese ständige Heraus forderung, kämpferisch zu sein. Man mag das gerne jedem Aspiranten unseres Berufs standes mit auf den Weg geben: Architekten müssen nicht nur Ideen haben, sie müssen sie auch durchsetzen können – mit klugen Argumenten, einschmeichelnden Zeichnungen, beeindruckenden Kalkulationen. Wer aber das Glück (oder das Pech) hat, diesen Beruf in politisch schwierigen Zeiten auszuüben – und ich will jetzt nicht allzu detailliert ausmalen, was »schwierige Zeiten« für einen Architekten in der DDR zwischen 1949 und 1989 alles bedeuten konnte –, für einen Architekten also, der die große Not der endlosen Ruinenfelder Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Etwa 350 Gäste folgten im großen Konzertsaal dem öffentlichen Ehrenkolloquium »Wolfgang Hänsch in Memo riam 1929–2013«
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