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21 Doch es sollte an der Borsbergstraße gar nicht ausschließlich um innovative Konstruktionen gehen. Es lohnt allemal, sich auch heute noch dieses lebendige Stück Striesen aufmerksam anzuschauen: Raumbildung, Plastizität, Silhouette, ein bunter Mix der Funktionen – das »Einfallstor zur Innenstadt« ließ tatsächlich für einen kurzen Moment auf eine städte­ baulich glücklichere Typologie für den Neuaufbau Dresdens hoffen. Das Ensemble ist leider nur Fragment geblieben, dafür widerfuhr ihm prompt die Ursünde des ganzen DDR-Bau­ wesens: das Wiederverwendungsprojekt! Das neungeschossige Appartementhaus begann hie und da inmitten anderer Stadtviertel aufzutauchen. Ich habe ihn danach gefragt, aber der Architekt konnte mir nicht genau sagen, wie oft seine klassische Wohnscheibe mit den charakteristischen Schrägbalkons »wiederverwendet« wurde. Dass ihm danach kein weiterer Wohnungsbau mehr aufgetragen wurde – Wolfgang Hänsch sagt, das sei Zufall gewesen. Auf jeden Fall nahm die Bedeutung seiner Bauaufgaben zu, und gleich mit der nächsten Bauaufgabe setzte er schon wieder Maßstäbe. Im Sommer 1958 bekam sein Kollektiv den Auftrag für die Webergasse. Borsbergstraße, 1960 Mit Raumbildung, Plastizität, Silhouette und buntem Funk­ tionsmix ließ das »Einfallstor zur Innenstadt« auf eine glück­ lichere Typologie für den Neu­ aufbau hoffen.

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