Katalog
39 Kontakt zu seinen Kollegen von der Hochschule und erfuhr ihre Schicksale: »Saal feld hatte eine schwere Fußverwundung erleiden müssen, Schubert beide Füße amputiert, Schwertfeger hatte die Kniescheibe zertrümmert. Hartmann litt unter seiner schweren Kiefer- und Kehlkopfverwundung, er atmete durch ein Ventil am Hals. Die meisten meiner Generation waren gefallen oder vermisst, wie mein Freund Joost. Ich kenne keine Familie, die vom Krieg verschont geblieben wäre. Viele hatten ihre Wohnung und fast alle Habseligkeiten eingebüßt. Die Städte lagen in Schutt und Asche.« 8 Für ihren Wiederaufbau fehlte es aber an Baufachleuten wie an Architekten, Ingenieuren und Stadtplanern. Da es Wiel 1940 gelungen war, sein Architekturstudium an der Hochschule für Baukunst und Bildende Künste noch abschließen zu können, konnte er sofort als freier Architekt tätig werden. Zusammen mit seinem ehemaligen Kommilitonen Friedrich Schwertfeger grün dete er das Architekturbüro »Wiel und Schwertfeger Diplom-Architekten«, das sie zunächst behelfsmäßig im Dachgeschoss von Wiels Wohnhaus in der X-Straße einrichteten. Wenig später zogen sie um in Am Graben 1. In den ersten Monaten war es noch schwierig, Aufträge zu akquirieren. So begannen Wiel und Schwert feger aus eigenem Bestreben mit einem Bauaufmaß der alten Hofapotheke. Kurz darauf bauten sie für private Bauherren und die Stadtwerke Weimar, so dass ein weiterer Architekt, eine Sekretärin, ein Kostenplaner und ein Bauzeichner beschäf tigt werden konnten. 9 Leopold Wiel beim Aufmaß der Hofapotheke Weimar Die Hofapotheke während des Abrisses, wobei die Fachwerk konstruktion sichtbar wurde. Die Außenwände waren hin gegen massiv gemauert. 6 Siehe Escherich/Wieler, S. 15 ff. 7 Wiel [1], S. 59. 8 Ebenda. 9 Wiel [1], S. 62.
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1