Katalog
135 zu belassen, war jedoch damals schwer durchsetzbar, zumal am 11. August 1950 der Helm des kleinen Südturmes beseitigt worden war. Mit gutem Willen wäre jedoch eine Neuerrichtung des Turmhelmes früher oder später möglich gewesen. Stattdessen suchte man eine Begründung, um den Abriss der gesamten Kirche zu rechtfertigen. Nach Bekanntwerden des Vorhabens, an ihrem Standort eine Groß gaststätte zu errichten, stellte Wiel seinem Diplomanden Jürgen Seifert die Auf gabe, nachzuweisen, dass eine Gaststätte in der gewünschten Größe auch ohne Abriss der Kirche realisierbar wäre. Auch diese Lösung wurde strikt abgelehnt. Nachfolgend versuchte Wiel in Absprache mit Hans Nadler wenigstens die ältesten Teile des Bauwerkes zu erhalten. Unter Leitung von Hans Nadler wurde ein Modell geschaffen, mit Hilfe dessen von der TU Dresden Vorschläge für die städtebauliche Einordnung der Ruine erarbeitet wurden. Aber auch dieses Bemü hen blieb erfolglos. Es wurde mitgeteilt, dass der Abrissbeschluss an höchster Stelle gefällt worden und demnach unumkehrbar sei. 9 Nach Beschlüssen des Polit büros vom 30. Januar 1962 und der Stadtverordnetenversammlung vom 12. Februar 1962 wurde die Ruine der Sophienkirche im Juli 1962 gesprengt, die verbleibenden Reste wurden bis 1963 abgetragen. 10 Auf einem Teil ihres einstigen Standorts ent stand eine Großgaststätte nach einem Entwurf von Gerhard Müller und Günter Gruner. Nach der politischen Wende verkam dieses Haus zunehmend und wurde im Jahr 2007 abgerissen. Mehr als ein Jahrzehnt lang prägte die zerstörte Sophien kirche den Postplatz. 9 Siehe Leopold Wiel, Nieder schrift vom 16. Juli 2001; Archiv Prof. Wiel. 10 Siehe Protokoll Nr. 4/62 der Sitzung des Politbüros des Zentralkomitees am 30. Januar 1962; SAPMO-BArch, DY30/ JIV2/2/811 und Protokoll der Stadtverordnetenversamm lung vom 12. Februar 1962; StadtAD, 4.2.1/59/106.
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