Katalog
5 ALF FURKERT Vorwort »Leopold Wiel zum Hundertsten«, so lautet der Untertitel und beschreibt kurz, aber sehr exakt das Anliegen des vorliegenden Bandes, der aus Anlass seines ein hundertsten Geburtstages entstand. Aus Sicht der Herausgeber ein ganz beson derer Band, denn er wurde im Arbeitsprozess geschrieben, im Dialog mit Leopold Wiel selbst und ganz wesentlich auf Basis seines Archivs und seiner Erinnerungen. Hinter dieser, auch heute noch selten zu vernehmenden Zahl von Jahren steht ein Leben in ganzen fünf deutschen Staatsgebilden; darunter in der Zeit der national sozialistischen Gewaltherrschaft mit dem Zweiten Weltkrieg und unter der selbst erklärten Diktatur des Proletariats während des Bestehens der DDR. In diese letzt genannte, 40 Jahre umfassende Periode fällt Wiels Arbeitsleben, in dem er über wiegend an Hochschule und Universität wirkte. Er verließ die DDR nicht, wie viele seiner Berufskollegen, sondern stellte sich den Herausforderungen, die der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg, verbunden mit der Gestaltung einer neuen Gesellschaft, mit sich brachte. Und so wird dieses Arbeitsleben ein Abbild immer wiederkehrender Auseinandersetzungen mit Ent scheidungen, die nicht fachlich, sondern oft aus ideologischen Beweggründen getroffen wurden. Unter dem Dach der universitären Lehre in Dresden prägte Wiel sowohl persönlich als auch durch das schlicht mit seinem Namen identifizierte Standardwerk der Baukonstruktion Generationen von Architekten in der DDR. Doch nicht selten verband er die Lehrtätigkeit mit sehr konkreten Entwürfen, um sich in Diskussio nen zum Wiederaufbau einzubringen, damit sie nicht zu Abrissentscheidungen führten. Bei den zahllosen, jedoch sicher nie ausreichenden Gesprächen bei der Erarbeitung dieses Bandes überträgt sich ganz unmittelbar die Persönlichkeit Leopold Wiels, seine Geradlinigkeit, gepaart mit einem hohen Maß an Selbstdisziplin. Und man ahnt, dass diese Eigenschaften ihn so manche Herausforderung und so manchen Kampf in seinem langen Leben bestehen ließen. Wenn es dem Band gelingt, einen Einblick in das Schaffen von Leopold Wiel und die dahinterstehende Persönlichkeit, den Menschen, Architekten und Hochschul lehrer zu geben, dann erfüllt er seine Aufgabe.
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