Katalog
11 »Ein Professor hat sich einzumischen«. Ein fiktives Gespräch Schon in jungen Jahren begann Leopold Wiel seine Erlebnisse zu notieren, die er später ordnete und schließlich in mehreren Bänden zusammenfasste. Anhand dieser Erinnerungen können sein Leben und Werdegang unmittelbar nachvoll zogen werden, auch seine Positionen und Kämpfe für ein Bauen, das der Moderne verpflichtet ist und zugleich das kulturelle Erbe vorangegangener Epochen respek tiert. Für die Nachwelt von großem Wert sind diese Bände auch, weil sie die zeit geschichtlichen Herausforderungen und Handlungsspielräume vergegenwärtigen, die für die Bewertung des Erreichten und des Gebauten entscheidend sind. Die nachfolgenden Erinnerungen in Form eines fiktiven Gesprächs setzen sich zusammen aus Auszügen dieser Bände, die einen wichtigen Teil seines bisher nur Familienangehörigen zugänglichen Privatarchivs bilden, und Aufzeichnungen, die von der Autorin in den vergangenen zwei Jahren in zahlreichen Zusammenkünften gemacht wurden. »Besorgen Sie sich den Wiel!« – mit diesen Worten wurden Generationen von Archi- tekturstudenten in die Baukonstruktionslehre eingeführt. Noch heute haben viele von ihnen den »Wiel« im Bücherschrank. Was veranlasste Sie, kurz nach Ihrer Beru- fung ein Buch über die Baukonstruktionen zu veröffentlichen? Ausschlaggebend war, dass der Teubner-Verlag an mich herantrat, ein aktuelles Buch über die Baukonstruktionen herauszugeben. Neu war, dass dieses Buch auf der DIN 4172 konsequent aufbaute. Die Inhalte der Bücher »Baukonstruktionen unter Anwendung der Maßordnung im Hochbau« und nachfolgend »Baukonst ruktionen des Wohnungsbaus« basieren ja im Wesentlichen auf den Inhalten meiner Vorlesungen, in denen ich das Entwerfen in Verbindung mit den konstruk tiven Belangen des Bauens vermittelt habe. Neben allen kreativen Ideenfindungs prozessen sollten die Studenten auch hinsichtlich der Werklehre etwas »Hand festes« nach Hause tragen können. Das erste Buch, »Baukonstruktionen unter Anwendung der Maßordnung im Hoch- bau«, entstand während der hitzig ausgetragenen Debatte um die in der DIN 4172 festgeschriebene Maßordnung. Wie gelang es Ihnen, das Lehrbuch derart schnell vorzulegen? Einen Großteil der Zeichnungen fertigten die Studenten an. Ich leitete sie an, um das angestrebte rationellere und bessere Bauen auf der Grundlage der Maßord nung im Hochbau mit einer Vielzahl neuer Details zu belegen. Dass dieses Buch und auch das nachfolgende derart viel Beachtung finden würde, war damals noch nicht absehbar. Friedrich Leopold Wiel, 1954
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