Katalog

   Abb. 3   Implantat RFID-CHIP um 2010 (Inv.-Nr. 2016/102.2) wie ein Schuh!“ , sagt der international erfolgreiche Sportler Errol Marklein. Er nahm sich die Zeit für ein ausführliches Interview mit der Journalistin Ute Meckbach, die sich insbesondere für seine Erfindung des ersten europäischen Rennrollstuhls interessierte. Afghanistan ist der Schwerpunkt der Berichterstattung der WDR-Hörfunkkorrespon- dentin Sandra Petersmann. In Weitergehen – mitten im Krieg berich- tet sie von einem Orthopädiezentrum in Kabul, von verzweifelten und mutigen Menschen und von Prothesen, die Kriegsopfern neue Hoff- nung geben können. Der Schriftsteller David Wagner ist unserer Einladung in das Museumsdepot gefolgt. In seiner Geschichte Das Sonntagsbein verknüpft er sorgsame Beobachtungen mit persön- lichen Erinnerungen und Fragen zu einem Leben mit Prothesen und gibt der Imagination einen breiten Raum. Der dritte Teil des Buches bietet eine differenzierte Charakterisie- rung und Bewertung der Prothetik-Sammlung. Sechs Überblickstexte widmen sich den einzelnen Bestandsgruppen : Prothesen, Orthesen, Rollstühle, Geh-, Steh- und Sitzhilfen, Implantate, Sinnesprothesen. Die zentrale Rolle aber spielen die Objektgeschichten. Sie vermit- teln den Leser_innen Vertrautes und Alltägliches, berichten von schweren Schicksalen, aber auch von Stärke und Kreativität. Sie bieten Ansätze für eine Korrektur oder Relativierung gängiger Vor- stellungen eines Lebens mit Körperersatzteilen. Mit den Geschichten lässt sich eine neue Erzählung vom Leben mit Technik aufmachen, die nicht den Ausgleich oder die Kompensation sucht, sondern eine selbstbewusste Aneignung und eigensinnige Verwendung von künstlichen Körperteilen beschreibt, aber gesellschaftliche Hinder- nisse und individuelles Leid nicht verschweigt. In ihrer Summe zeigen die Geschichten in Form von Schlaglichtern wichtige Tendenzen in der Geschichte der Prothetik und verweisen auf das Forschungspo- tenzial, das in der Sammlung steckt. Das Projekt und die nun vorliegende Publikation profitierten von den unterschiedlichen fachlichen Kompetenzen, dem Engagement und der Beharrlichkeit vieler Beteiligter. Ich bedanke mich ganz herzlich bei Klaus Dittmer, Marion Thalheim, Annika Wellmann-Stühring, Johannes Schütz und Ute Meckbach. Ein großer Dank geht auch an die Mitarbeiter_innen vom Sandstein Verlag, die die Herstellung des Buches trotz des knappen Zeitbudgets verlässlich und mit großer Umsicht realisiert haben. Susanne Roeßiger Leiterin der Sammlung des Deutschen Hygiene-Museums 1 Neil MacGregor 2012: Eine Geschichte der Welt in 100 Objekten. München (3. Auflage), 26. 2 Inv.-Nr. 2005/388, siehe Objektgeschichte Wiedergutmachung, 86–89. 3 Inv.-Nr. 2016/102.1, siehe Objektgeschichte Cyborg, 170–173. 4 Vgl. dazu Stefanie Samida, Manfred K.H. Eggert, Hans Peter Hahn (Hg.) 2014: Handbuch Materielle Kultur. Stuttgart. DANK 12

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