Katalog

PROTHESEN (GR. PRÓTHESIS = HINZUFÜGEN) SOLLEN FEHLENDE GLIEDMASSEN UND EINGESCHRÄNKTE KÖRPERFUNKTIONEN ERSETZEN. 1 Von vormodernen Bemühungen um technischen Gliedersatz zeugen Holzbeine ebenso wie die zum Topos geronnene Eiserne Hand des Götz von Berlichingen. 2 Doch erst im Laufe des 19. Jahrhunderts erfuhren Kunstglieder eine größere Verbreitung, begünstigt durch Innovationen auf dem Gebiet der Mechanik und durch die Idee, der Körper sei eine Maschine, deren Teile austauschbar seien, wenn sie ihre Funktion verloren haben. 3 Im 20. Jahrhundert führten zwei Welt- kriege dazu, dass in wohl allen beteiligten Staaten so viele Kriegs- versehrte lebten wie nie zuvor. Hinzu kam eine große Zahl von Men- schen, die durch Arbeitsunfälle und Krankheiten körperliche Einbußen erlitten hatten. Die Notwendigkeit ihrer Versorgung trieb die For- schung voran. Ausgeklügelte chirurgische Verfahren, raffinierte Technologien und neue Materialien garantierten einen engen Kontakt zwischen Prothese und Körper. Werkstoffe wie Silikon und Titan machten es schließlich möglich, Prothesen auch im Inneren des Kör- pers zu verankern. 4 Zudem konnten durch sie immer größere Bewe- gungsspielräume erschlossen werden. So ermöglichte etwa die Ein- führung von Karbon in den 1980er Jahren die Produktion von Sprint- und Sprungprothesen. 5 Nicht nur berufliche Leistung ist nunmehr das Ziel der Prothetisierung. Kunstglieder sollen ihren Träger_innen auch erlauben, ein geselliges Leben zu führen, Sport auszuüben und Hobbies nachzugehen. PROTHESEN e e Abb. 12 Fußpassteile v.o.n.u.: Berliner Fuß, um 1940 (Inv.-Nr. 2006/625), Gelenkloser Gummifilzfuß, um 1940 (Inv.-Nr. 2006/635), Dörflinger Fuß, um 1952 (Inv.-Nr. 2006/636), Herren- Normgelenk-Fuß, um 1985 (Inv.-Nr. 2006/626), Damen- SACH-Fuß, um 1985 (Inv.-Nr. 2006/632), Habermann-Modular-Herren-Fuß, um 1985 (Inv.-Nr. 2006/639), Multiflex-Fuß, um 2000 (Inv.-Nr. 2006/630) 67

RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1