Katalog
89 Flüchtigkeit Inschriften versehen –, verdeutlicht. Während des Gottes- dienstes wird der Wein durch ein Kelchtuch, die Palla, vor Verunreinigungen bewahrt. Die Teilnahme amHerrenmahl ist dem Gläubigen nur nach vorheriger Ablegung der Beichte möglich. Seit dem 12./13. Jahrhundert wurde nur noch den Geistlichen der Kelch gereicht. Hieran stießen sich die Laien, die schon im 15. Jahrhundert den Empfang des Kelches forderten. In der Reformation wird in den evangelischen Kirchen mit demPriestertumaller Gläubigen nun die Trennung von Laien und Geistlichen aufgehoben und die Kommunion unter beiderlei Gestalt eingeführt. War das Abendmahl ursprünglich Teil des Gottesdienstes, verselbstständigte es sich fortan immer mehr und wurde dann auch in gestifteten privatenMessen beispielsweise für das Seelenheil oder in Erinnerung an überstandene Krank- heiten und Gefahren gefeiert. Im Spätmittelalter erreichte die Verehrung des sogenannten Altarsakraments ihren Höhepunkt: Allein das Anschauen der Elevation (das Hoch- halten der gewandelten Hostie durch den Priester) wurde von denMenschen als Teilnahme amHerrenmahl betrach- tet. Die römische Kirche reagierte darauf und legte fest, dass der Gläubige mindestens einmal jährlich am Herrenmahl teilnehmen müsse und nicht nur eine möglichst häufige »Augenkommunion« vollziehe. Kelch und Patene stehen so symbolhaft für die Eucha ristiefeier; das Kelchtuch ergänzt dieses Ensemble: Der dar- gestellte Schwan gilt als Sinnbild Christi in seiner Todesnot, das vierfüßige löwenartige Tier, ein sogenannter Panther, steht für den auferstehenden Christus, da er der Legende nach drei Tage nach einemMahl schläft und dann erwacht; der Drache ist der Teufel, der überwunden wird. Gaby Kuper Lit.: Braun 1973; LCI 1968; Römer 1982, Nr.5, S.33–35 In die Weser gebettet, aus dem Kies gerettet 5 Liturgisches Gefäß Mitteleuropa, 14./15.Jahrhundert Zinn-Blei-Legierung, Kupfer, H 6,5 cm, Dm 7,7 cm Loccum, Fam. Hockemeyer Beim Kiesabbau in einem verlandeten Bereich der Weser nahe Stolzenau (Landkreis Nienburg/Weser) wurde 2008 das hervorragend erhaltene, vollständige Gefäß aus seiner Einbettung in tiefen Flussablagerungen gerissen und per Zufall von der Siebanlage gerettet. Das sechseckige Gefäß mit daran montiertem Deckel ist auf den meisten Flächen reich im Hochrelief verziert. Der mit einemScharnier befestigte Deckel steigt baldachinartig zur Mitte an. Ein figürlicher Abschluss, wie man ihn von Vergleichsstücken kennt, fehlt dort aber. Die Oberseite zeigt in sechs Feldern Marienmotive von der Verkündigung bis √ 4c
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