Katalog

90 zur thronenden Madonna sowie die Heiligen Drei Könige. Als Unterschrift erscheint der Beginn des AveMaria und die Namen »REX IASPAR«, »REXMELCHIOR«, »REX BALTASAR« (Heilige Drei Könige). Auf dem Boden der Innenseite wird erneut Mariae Verkündigung, eingerahmt in Architektur, illustriert. Die sechs Außenflächen geben pro Seite zwei Monatsbilder mit den charakteristischen landwirtschaftli- chen Aktivitäten und denMonatsnamen unter säulengetra- genen Bögen wieder. Drei Beine, die aus Gesichtsdarstellun- gen hervorgehen, tragen das Gefäß. Eine in Resten erhaltene Verkupferung wertete die Zinn-Blei-Legierung einstmals optisch auf. Die Inschriften erscheinen in gotischer Majus- kel, sprachlich ergeben sich für den Produzenten Bezüge nach Nordostfrankreich bzw. Wallonien. Die Umstände der Einlagerung sind genauso unklar wie bei zahlreichen anderen Kiesgrubenfunden dieser Zone. Ein Verlust ist hier genauso denkbar wie eine bewusste Depo- nierung, zumal unter den wenigen Vergleichsobjekten wei- tere Flussfunde vorkommen. Identische Stücke wurden als Sepulchrum des Altars der Kirche in Werne (Landkreis Unna) bzw. gleich zweimal – nur als Deckel – in London in der Themse gefunden. Weitere ähnliche, sechseckige Gefäße streuen über halb Mitteleuropa und werden ins 14./15. Jahr- hundert datiert. Jens Berthold Lit.: Haedeke 1976, S.75f., Kat.-Nr.70 B; Jászai/Brandl 1993, Bd.2, S.486f., B 5.11; Mänd 2008, S.110–117, Abb.103–113 Sicher verwahrt 6 Schrank zur Aufbewahrung heiliger Gefäße Unbekannt, Anfang 16.Jahrhundert Eichen-, Linden- und Fichtenholz, Eisen, 228 ×132,5 × 68,5 cm Braunschweig, Ev.-luth. Domkirche St.Blasii zu Braunschweig (Dauerleihgabe an das Braunschweigische Landesmuseum) Die Schaufläche des Schrankes zeigt zwei Brett-Türen, die durch eine Mittelschublade unterteilt werden. Türfül­ lungen, Schubkastenvorderstück und Friese sind neben

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