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396 Richtig Abschied nehmen 228 Ain Sermon von der Beraytung zum sterben. Doctor Martini Luthers Augustiner etc. Martin Luther, 1519 Druck: Silvan Otmar, Augsburg, Holzschnitt: Hans Schäuffelen Papier, 19,4 ×15 cm bzw. 21,3 ×15,3 cm Lutherstadt Wittenberg, Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, Kn D 29 bzw. Ag 4° 186s Martin Luthers »Ain Sermon von der Beraytung zum Ster- ben« erschien im November 1519. Seine Entdeckung des Glaubens bezieht Luther darin auf die Vorbereitung zum Sterben und entfaltet seine evangelische Theologie zum Sterben, Tod und ewigen Leben. Sterben fordert, Abschied zu nehmen von weltlichen Gütern, »auf das die seel nit bleyb behafftmit yrgen eynem handell auff erden«. Sterben fordert aber auch, vorbereitet zu sein auf das, was kommt. Für Luther sind das die drei be- drohlichen Bilder von Sünde, Tod und ewiger Verdammnis. Erbauungsschriften zur Arsmoriendi gab es vielfach schon im Spätmittelalter. Luther knüpfte an diese Tradition an und ging zugleich über die katholische Vorstellung auch seines Lehrers Johannes von Staupitz hinaus: »Seiner letzten Stunde und dem göttlichen Gericht sieht der Glaubende ohne Erschrecken, mit ruhiger Zuversicht und frei von Vor- sorge- und Perfektionsstrategien entgegen, weil es keine Fegefeuerstrafen gibt und Christus für ihn die Höllenstrafe getilgt, ihm den Himmel geöffnet und ihn zum Erben der Seligkeit eingesetzt hat.« Es kommt nicht mehr auf genug Gefühle wie Gottesliebe und Liebestreue an. An ihre Stelle ist der Glaube getreten. Entscheidend ist es, imAugenblick des Todes darauf zu ver- trauen, dass in und durch Christus das Heil schon gekom- men und auch dem Sterbenden zugesagt ist. Punkt für Punkt setzte sich Luther imSermonmit demaus- einander, was den Bürgern Angst machte, und leitete zur Konzentration auf Gottes Gnade und Barmherzigkeit an. Die Sakramente sind dabei für ihn – 1519 noch nicht auf Taufe und Abendmahl reduziert – wichtige Heilsmittel: »das tzeichen, zusagenmeyner selickeit wirt myr nit liegen noch triegen.« Sie helfen, den positiven Bildern Christi, sei- nes Todes und seiner Auferstehung zu vertrauen und der Anfechtung standzuhalten. Uta Hirschler Lit.: Hamm 2010

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