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39 »ANNO 1552 D(EN) [...] MARTIVS / IST DER ERNVESTE ER]BAR VND [WOLWE]ISER HERR BARTOLD[T LAF]FERS BVR[GE]MIESTE[R / IN GOTT SELICHLEICHEN ENTSLAFF/EN DER SELE GOTT G]NEDICH SEI VND [IST ALHIR DER LAFFERDE ERBGRABSTIDE]. ICH WILL NICH DEN DOTH DES SVNDERS, SPRICHT DER HERE, SVNDER DAS EHR SICH BEKERE VND LEBE [EZECHIE 33]« (Abb. 1) Diese Grabinschrift für den Braunschweiger Bürgermeister steht für die Kontinuität der Religiosität ebenso wie für deren Wandel infolge der Reformation: Viele Grabplatten und Epitaphien des beginnenden 16. Jahrhunderts lassen sich ikonografisch kaum von denen des späten 16. und frü- hen 17. Jahrhunderts unterscheiden. Doch Luther sah im Sterben ein Entschlafen, sodass es nicht mehr darum ging, dass die Seele von Gott aufgenommen würde, sondern dass der Verstorbene dem Urteil Gottes ebenso wie dem Über lebenden unterworfen war. Die Betonung der Vorsorge in folge der Flüchtigkeit des menschlichen Daseins wandelte sich zur Sorge um die Erinnerung und zur Ermahnung der Lebenden. Entsprechend wurde der Erinnerung an Luther und seinemEintreten für den wahren Glauben bereits beim ersten Reformationsjubiläum 1617 viel Raum gewährt. Die Einführung des lutherischen, später auch des refor- mierten Glaubens erfolgte keineswegs plötzlich und umfas- send, sondern war ein sich über Generationen hinziehender Prozess, der auf Entwicklungen und Phänomenen des spä- tenMittelalters aufbaute und der zugleich vielfältige Trans- formationen nach sich zog. Bezogen auf das erste Reforma- tionsjahrhundert gab es solcheWandlungsprozesse in ganz Norddeutschland, aber keineswegs überall zur selben Zeit. Tatsächlich gilt es, vier Phasen zu unterscheiden. Abb.1 Grabplatte des Bürgermeisters Barthold Lafferde und seiner Familie, St.Martini, Braunschweig, 1552
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