Katalog

14 Birgit Finger · Alexander Hänel In den folgenden beiden Kapiteln stehen der Sammler und seine Kollektion imMittel­ punkt. Der Familientradition verpflichtet, reiht sich Prinz Johann Georg in eine lange Folge sammelnder Wettiner ein. Zugleich tanzt er aus dieser Reihe heraus, denn die Sammlung des Prinzen ist nicht mit den Prunkstücken der Gemäldegalerie, des Grünen Gewölbes, der Skulpturen- oder Waffensammlung des Königshauses zu vergleichen. Von seinen Reisen brachte er immer neue Stücke mit, sodass im Laufe seines Lebens ein Bestand von Objek­ ten ganz unterschiedlicher Art, Qualität und Zeitstellung zusammenkam. Doch die meis­ ten Objekte eint der Bezug zum Religiösen. Ob ägyptische Götterfigur oder russische Ikone, stets leiteten Glaubensfragen das Interesse des Sammlers. Den Abschluss bildet der Blick auf die Reisetätigkeit des Prinzen. Mit einer großzügi­ gen Apanage und den zeitlichen Ressourcen ausgestattet, gehörte Johann Georg zu den Privilegierten, die sich ihren wissenschaftlichen Neigungen und Interessen hingeben konn­ ten. Insgesamt fünfmal reiste der Prinz in den Orient, um die in der koptischen Kirche zu Teilen noch lebendige frühchristliche Kunst und Kultur aus eigener Anschauung kennen­ zulernen. Er besuchte Kirchen, Klöster und Ausgrabungsstätten und dokumentierte seine Erlebnisse und Entdeckungen in Schrift und Bild für die Nachwelt. Diese Dokumente bieten einen faszinierenden Blick in die Welt des christlichen Orients und zugleich in die eines gebildeten Königssohns am Beginn des vergangenen Jahrhunderts. Joseph Sauer in Oberägypten, Fotografie, 1927, Foto: Prinz Johann Georg von Sachsen Karl Woermann, Fotografie, 1910

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