Katalog

66 Alexander Hänel einem offiziellen Anlass zu vertreten. Der Prinz nutzte die Gelegenheit und widmete sich erstmals seinen wissenschaftlichen Nei­ gungen. In Moskau, Kiew, Sankt Petersburg und Nishnij-Nowgorod besichtigte er ortho­ doxe Kirchen und Klöster, darunter das berühmte Kiewer Höhlenkloster und das Dreifaltigkeitskloster von Sergijew Possad. Von dieser Reise brachte er auch die ersten Stücke für seine Ikonensammlung mit. Gemeinsam mit seinem Adjutanten Hans Freiherr von Berlepsch (1868–1928), dem Hofmarschall Erich von Mangoldt (1856–1924) und Major Friedrich Johann von Tschirschky (1858–1920) sowie seinem Kam­ merlakaien Heinrich Fischer ging Prinz Johann Georg dann im Jahr 1905 auf eine dreimonatige Mittelmeerreise, die ihn nach Italien, Nordafrika, Griechenland und in das Osmanische Reich führte. Auf dieser klassi­ schen Bildungsreise nach dem Vorbild seines Großvaters König Johann besuchte der Prinz wichtige Stätten der Antike in Pompeji, Syra­ kus, Karthago, Olympia, Korinth, Delphi, Eleusis, Ephesos und natürlich Athen, doch auch die Kirchen und Klöster des Mittelal­ ters, wie das berühmte von Benedikt von Nursia gegründete Kloster Montecassino oder den Mailänder Dom. Ein Höhepunkt seiner Reise war sicherlich der Besuch der Mönchsrepublik auf der Insel Athos, benannt nach dem gleichnamigen dort befindlichen heiligen Berg. Schon im 9. Jahrhundert hatten sich dort zahlreiche orthodoxe Klöster und Einsiedeleien niedergelassen. Bis heute ist Athos das spirituelle Zentrum der Ostkirche. Das Betreten der Insel war eigentlich nur Mönchen und Pilgern gestattet, doch wurde Johann Georg als hoher Gast mit besonderen Würden empfangen. Zuvor musste der Prinz jedoch die Genehmigung für den Besuch beim türkischen Sultan in Istanbul einholen, zu dessen Herrschaftsbereich die Insel damals noch gehörte. Er erlaubte Johann Georg nicht nur die Überfahrt, sondern stellte ihm sogar ein Dampfschiff aus seiner Flotte für die Reise zur Verfügung. Von besonderer Bedeutung sind Johann Georgs Reisen in den Orient. In seinem Leben reiste er fünfmal nach Ägypten, Palästina und Syrien: in den Jahren 1910, 1912, 1927, 1928 und 1930. Er wollte die Kunst und Kultur des christlichen Orients an authentischen Orten ergründen. Die Forschungen auf diesen Gebieten standen um die Jahrhundertwende erst Parthenon-Tempel auf der Akropolis, Athen, Foto: Prinz Johann Georg von Sachsen, 22.3.1905 Athoskloster Pantokratoros, vom Schiff aus fotografiert, Foto: Prinz Johann Georg von Sachsen, 27.4.1905

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