Katalog
Die Reisen des »Grafen von Weesenstein« 67 am Anfang. Im Schatten der großen ägyptologischen Entdeckungen war die Beschäftigung mit der koptischen Kirche und den Ursprüngen der christlichen Kunst wenig populär gewe sen. Johann Georg kann mit seinen Feldforschungen also durchaus als ein Vorreiter gelten. Alle Reisen des Prinzen waren akribisch geplante und gut vorbereitete Expeditionen. Das Hofmarschallamt hatte die Reiserouten detailliert ausgearbeitet, mit sämtlichen Zug- und Schiffsverbindungen, sowie alle notwendigen Reiseunterlagen und Pässe besorgt. Ein Mit arbeiter der Hamburg-Amerika-Linie, der sogenannten HAPAG, eine 1847 gegründete deut sche Reederei und Packetfahrt-Actien-Gesellschaft, war schon einige Wochen vor Reisebeginn in die entsprechenden Regionen gereist, um vor Ort alles Notwendige zu organisieren. Johann Georgs erste Reise in den Orient begann am 5. Oktober 1910 und führte ihn von Marseille aus mit dem Schiff nach Alexandria, wo er sich mehrere Tage aufhielt und dann über Kairo und Gizeh mit dem Zug nach Suez weiterreiste. Von dort fuhr er mit dem Schiff zum Sinai, um sich das Katharinenkloster anzusehen. Die Reise führte weiter nach Palästina, wo er unter anderem Jerusalem, Bethlehem, Jericho und das Tote Meer besichtigte. Anschlie ßend ging es nach Syrien, um Damaskus, Aleppo, die Ruinenstadt Palmyra und die Ruine des Simeonsklosters anzuschauen. Über den Libanon und Palästina kehrte Johann Georg nach Ägypten zurück, wo die Rückreise mit dem Schiff nach Triest begann, sodass der Prinz rechtzeitig zum Weihnachtsfest am 23. Dezember zu Hause in Dresden ankam. Begleitet wurde der Prinz während dieser Reise von einem großen Gefolge. Zu seinem Tross gehörten seine zweite Ehefrau Maria Immaculata, seine Schwester Prinzessin Mathilde und zwei Hofdamen Elisabeth und Maria von Schönberg-Rothschönberg, der Adjutant Kurt Theodor von Elterlein, Hofkaplan Franz Julius Fessler, drei Kammerfräulein und zwei Lakaien. Vor Ort ergänzten ortskundige Führer, Pferde- und Lasttiertreiber, Dolmetscher und fachkundige Experten, wie zum Beispiel Morkos Simaika Pascha, der Vizepräsident des Koptischen Rates und Gründer des Koptischen Museums, der den Prinzen durch die Kir chen Kairos führte, die Gruppe. Einige Personen, denen sich der Prinz zu besonderem Dank verpflichtet fühlte, wurden nach der Reise von ihm mit einem Orden geehrt. Gruppenbild bei der Ankunft im Hafen von Triest (v.l.n.r.): Hofdamen von Schönberg-Rothschönberg, Johann Georg, Maria Immaculata, Prinzessin Mathilde, Kammerlakai Fischer, Heinrich von Tschirschky, Fotografie, 21.12.1910
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