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· 51 · Die Flucht aus Salzburg Seit Januar 1902 unterrichtete der 1879 in Belgien geborene André Giron Luises Söhne. Der Hauslehrer sprach mit den Kindern und Luise Französisch und nahm an den Famili­ enmahlzeiten teil. Die Kronprinzessin war von dem neun Jahre jüngeren, attraktiven und musisch begabten jungen Mann be­ geistert und beide verliebten sich ineinan­ der. Die Beziehung wurde durch Oberhof­ meisterin Freifrau von Fritsch entdeckt, Giron am 2. Dezember entlassen. Daraufhin offenbarte sich Luise ihrem Schwiegervater König Georg. Ihr drohte die Einweisung in eine Nervenheilanstalt. Auch gegenüber ih­ rem Ehemann hatte sie Andeutungen über die Giron-Affäre gemacht, doch er hatte kein Verständnis. Sie verließ am 9. Dezem­ ber 1902 mit offizieller Genehmigung des sächsischen Hofes Dresden und reiste nach Salzburg zu ihren Eltern, um mit ihnen über ihre verzwickte Situation zu sprechen, doch auch diese konnten sie nicht verstehen. In der Nacht zum 12. Dezember 1902 floh Luise mit ihrem Bruder Leopold Ferdinand von Salzburg aus nach Zürich. Dort trafen sie sich mit Giron und Leopolds Geliebter Wilhelmine Adamovic. Am nächsten Tag reis­ Luise von Toscanas Flucht und ihre Folgen Iris Kretschmann Seite 50: Luise und Giron werden von Journalisten fotografiert, als sie hastig in eine Kutsche vor dem Hotel d’Angleterre in Genf einsteigen, Dezember 1902. Rechts: Luises Geliebter André Giron, kolorierte Postkarte, Dezember 1902/Januar 1903.

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