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· 85 · so komische Wirkung auf die Anwesenden ausgeübt haben, daß selbst der Standesbe­ amte sich des Lachens nicht erwehren konnte. Louise bemühte sich, ernst zu blei­ ben. Sie hielt sich sehr gerade und schien mit ganzer Seele bei der Zeremonie zu sein. Sie trug einen sogenannten Schnei­ derrock mit weißer Bluse. Ich war in mei­ nem Reiseanzug, was die Feierlichkeit der Situation auch nicht gerade erhöhen konnte. Nun wechselten wir die Ringe. Ich gab Louise einen Goldreif, in den ich ›En­ rico, 25. September 1907‹ hatte eingravie­ ren lassen, und sie überreichte mir einen Brillantring, der noch von der Königin Ka­ rola von Sachsen stammte.« 3 Nach der Hochzeit mit Toselli muss Anna Monica Pia ihre Mutter verlassen Luise brach es fast das Herz, als sie ihre Tochter Anna Monica Pia, die Friedrich Au­ gust von Sachsen offiziell als seine Tochter anerkannt hatte, einen Monat nach ihrer Hochzeit mit Toselli am 26. Oktober 1907 an Rechtsanwalt Mattaroli übergeben musste. Das war nun wirklich unvermeidlich, nach­ dem sie erneut geheiratet hatte. Sie selbst wollte und konnte letztendlich dem Kind die Erziehung als sächsische Prinzessin nicht vorenthalten. Am 7. April 1908 traf endlich das knapp fünfjährige Mädchen in Begleitung Friedrich Augusts am sächsi­ schen Hof ein, beide wurden stürmisch be­ grüßt. Das Kind hieß ursprünglich Anna Monica Pia – Luise nannte es »Moni« – und wurde nun am sächsischen Hof nur noch Prinzessin Anna genannt, um die Er­ innerungen an ihre Mutter auszulöschen. Toselli schrieb in seinen Memoiren, dass Luises Geschenke an ihre Tochter immer ungeöffnet an sie zurückgeschickt wur­ den. 4 Die Apanage der Kronprinzessin blieb unangetastet. Ihre Sehnsucht nach Anna Monica Pia und den anderen Kindern ließ Luise oft in einen traurigen Seelenzustand verfallen, wie zahlreiche Mitteilungen an Familie Herrmann belegen. Sie schrieb am 24. Ja­ nuar 1911 an Paul Herrmann aus der Villa Paganucci: »Hätte so unendlich gerne 2 od. 3 Trostkarten von Moni wie sie mir eine gesandt! Wollen sie mir einige sen­ den? Mit tausend Grüssen u. innigem Dank L.« 5 Gerührt schrieb sie am 15. Februar 1932 an Clara und bedankte sich herzlich für die Fotos von »Monis drei kleinen Mädchen«. Sie hätte ihre Tochter Anna Monica Pia vor 25 Jahren das letzte Mal gesehen, als man sie ihr weggenommen hatte. Den furchtbaren Schmerz würde sie nie vergessen. Sie wünschte sich, dass ihr Kind glücklich sei. 6 Filiberto Toselli »Bubi« – Luises großes Glück? Ein reichliches halbes Jahr nach der offizi­ ellen Übergabe Anna Monica Pias an den sächsischen Hof erblickte Filiberto Toselli am 7. Mai 1908 das Licht der Welt, er war Luises großes Glück, erinnerte sie aber auch voller Wehmut an ihre anderen Kinder in Dresden. Sie stillte den Jungen selbst. Luise an Clara aus Florenz, 22. Mai 1908: »Innigen gerührten Dank liebe Wünsche mein kleiner Filiberto wohl trotz dem 2 Mo­ nate zu früh geboren gedeiht da ich ihn selbst aufziehe. Ich ganz erholt, Sehn­ suchtsgedanken im geliebten Wachwitz. 1 000 Grüsse L.« 7 Luise, Enrico und Fili­ berto wohnten zunächst in Florenz in der Via Ferdinando Bartolomei. Von dort schickte sie am 23. November 1908 auch eine Karte an Familie Herrmann: »[...] Bin wohl u. glücklich im trauten Heim, Klein-Filiberto sitzt aufrecht lacht u. plaudert. Leide an furchtbarem Heimweh u. Qualen der Erinnerung. Viel tausend Grüsse Luisa.« 8 Villa Paganucci – Heim von Luise, Toselli und Bubi Luise kümmerte sich liebevoll um Bubi, sorgte sich aber auch um das Wohlbefinden der Herrmann’schen Kinder, insbesondere ihres Patenkindes, dem bald eine Operation bevorstand. Am 30. Mai 1910, Villa Paganucci, teilte sie Paul Herrmann mit: »[...] Bubi Das glückliche Paar Enrico Toselli und Luise.

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