Katalog
56 Jungen und Mädchen sind anders – Frauen und Männer auch? Der Kampf der Geschlechter beginnt bereits in frühesten Kindertagen. Diese Aussage ist entwicklungspsychologisch begründbar, und uns auf Schlachtfeldern zu tummeln, kann damit als sozialisiert mitgegeben angesehen werden. Sogleich nach der Geburt zeigt sich der »kleine, aber feine Unterschied« in rosa und hellblauen Ausfahrgarnituren; Strampelanzüge und Betthimmel sind mit niedlichen Prinzessinnen oder kühnen Prinzen bedruckt, und auch die ersten Spielzeuge weisen in aller Regel sehr genau auf das Geschlecht des süßen kleinen Babys hin. Spätestens ab einem Lebensalter von vier Jahren schlagen dann Jungen und Mäd- chen unübersehbar auch hormonell und charakterlich höchst unterschiedliche Entwicklungs- wege ein. Mami und Papi unterstützen die lieben Kleinen dabei nach Herzenslust, und die Prägung durch »Er-Ziehung« nimmt ihren Lauf. Der prächtige Sohn darf sich selbstverständ- lich wie ein Berserker in den Spielplatzkämpfen behaupten. Das zarte Töchterchen hingegen wird schon mal zur »bösen Puppenmutti« erklärt, wenn das Lieblingsspielzeug versehentlich aus den Händen gleitet. Während Jungen zumeist mit sich selbst überhöhenden Spielfiguren und Accessoires wie Superman, Schwert oder Feuerwaffe auf die Piste gehen, behüten Mäd- chen geradezu vorbildlich ihre Kuscheltiere, bemuttern ihre Altersgenossen und ernten für ihre großen Auftritte in bezaubernden Feengewändern höchste Bewunderung. Hierin begrün- det sich beispielsweise auch schon die unterschiedliche Kränkungswahrscheinlichkeit von Jungen und Mädchen, denn für die späteren Männer ist die Fallhöhe zwischen dem, was sie »spielen« – und damit für den Moment auch sind –, und dem, was ihnen abseits dieses Modus in der Realität »geschieht«, deutlich höher als für die späteren Frauen. Schließlich darf ein Prinzesschen nicht nur klug, schön und fleißig, sondern durchaus auch mal kurz dumm, faul
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