Katalog

261 ligt gewesen. 4 Man schätzt, dass etwa 40 bis 45 Prozent der ersten weiblichen Kibbuzgeneration und 20 bis 30 Prozent der dort geborenen ersten weiblichen Generation in der Haganah gedient haben. 5 Gleichwohl stieß jede Erweiterung ihrer Rolle und Funktionen auf Abwehr der Pioniere, und sie erhielten ein lediglich kurzes Training mit Revolvern und Gewehren, um »im Notfall« bei der Verteidigung der Kibbuzim helfen zu können (Abb. 2). In der Palmach, dem Elitekorps der Haganah (1941 aufgebaut), war die Rekrutierung von Frauen zunächst sogar ausdrücklich unter- sagt. 6 Ein Jerusalemer Kommandeur missachtete die Anweisung im Winter 1941/42, und eine kleine Gruppe von Frauen erreichte ihre offizielle Aufnahme. Die zugelassene Zahl der Frauen wurde auf höchstens zehn Prozent beschränkt. Anfangs noch gemeinsam mit Männern in allen Bereichen ausgebildet, begann nach und nach die Segregation der Geschlechter. Zunehmend wurden die Frauen als Sekretärinnen, Krankenschwestern und Signalgeberinnen eingeteilt. Man betonte, das Training in geschlechtergemischten Einheiten führe zu einemWettkampf der Frauen mit Männern, und koedukative Ausbildung sei deshalb in Zukunft nicht wünschenswert. Frauen waren mit ihrer Rolle offenbar nicht zufrieden, wie die folgende Bemerkung des Kommandeurs Yigal Allons erkennen lässt: »Die Mädchen wüteten gegen jede Diskriminierung. Sie argumen- tierten, dass es demGeist der neuen Gesellschaft [...] widerspreche, wenn Frauen auf häusliche Arbeiten beschränkt würden.« 7 Bis 1947 befanden sich in Palmach-Kompanien (mit etwa 140 bis 150 Mitgliedern) im Allgemeinen weniger als fünf Frauen. Im Unabhängigkeitskrieg 1947/48 wurden 18 Palmach-Soldatinnen getötet. Insgesamt betrug die Zahl der getöteten Mitglieder über 1 000, Frauen waren also wenig an den direkten Kämpfen beteiligt. Nach der Staatsgründung wollten die religiösen Parteien Frauen imMilitär mit aller Kraft verhin- dern: Sie seien physisch dazu nicht in der Lage, und – so hieß es ausdrücklich – ein Militärdienst von Frauen senke die Geburtenrate. Ministerpräsident Ben-Gurion 8 , der sich vehement für glei- che Rechte und Pflichten der Frauen aussprach, betonte zugleich ihre »spezielle Mission als Mütter«. 9 Die ambivalente Haltung, die der Frage der Integration von Frauen in den Streitkräften entgegengebracht wurde, drückt sich in den Regelungen des »national service law« aus dem Jahr 1953 aus: Verheiratete (!) Frauen und Mütter wurden zukünftig nicht einberufen, ebenso Frauen, deren religiöse Überzeugung einen Wehrdienst nicht zuließ. Innerhalb der Streitkräfte wies man die Frauen einem speziellen Frauenkorps zu. Wesentlicher Teil des Kompromisses war der Ausschluss der Frauen aus Kampfpositionen. 10

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