Katalog
262 Nach und nach erkämpften sich Frauen die Öffnung bis dahin geschlossener Bereiche. In der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre waren nur rund 30 Prozent aller Aufgaben für Frauen zugänglich, und allein 70 Prozent der Soldatinnen arbeiteten imBürodienst (Abb. 3). 11 Die männliche Perspek- tive auf Soldatinnen zu dieser Zeit beschreibt Reuven Gal in seinem Standardwerk »A Portrait of the Israeli Soldier«: »Die Soldatinnen in den israelischen Streitkräften haben auch eine zusätz- liche, nicht zugeteilte, aber kulturell geförderte Funktion. Mit ihrer sichtbarenWeiblichkeit, die in scharfem Kontrast zum rauen Armeemilieu steht, besänftigen diese Frauen die Atmosphäre in der Einheit, bringen einen HauchWärme und Gefühl in die Baracken, eine Erinnerung an zu Hause und die Familie. Während sie ihre Uniformen tragen [...], bewahren sich viele ihre feminine Erscheinung durch einen diskreten Gebrauch von Make-up und Nagellack und manchmal bescheidenen Schmuck« (vgl. auch Abb. 4). 12 Diese geschlechterstereotype Sicht findet sich auch heute. So hat jüngst der Fotograf Simon Akstinat einen Bildband über »Jewish Girls in Uniform« vorgelegt, den der Verlag bewirbt mit »Sie sind nicht nur attraktiv, sondern auch ein- zigartig: Soldatinnen in Israel [...]« und »Hinter ihren schönen Gesichtern verbergen sich – trotz ihrer Jugend – schon interessante Lebensgeschichten«. 13 Und das jüdische Stadtmagazin »Wina« schreibt: »Ein herzerwärmendes Bilderbuch, das die fröhliche weibliche Seite der Armee zeigt« (vgl. auch Abb. 5). 14 Heute sind 92 Bereiche für Frauen geöffnet. 15 Sie sind in zahlreichen Einheiten tätig, inklusive der leichten Infanteriebrigaden, der Artillerie und der Grenzpolizei. Das Kampftruppenverbot fiel im Jahr 2000, nachdem es 1995 vom Obersten Gerichtshof im Fall der Pilotin Alice Miller, einer jüdischen Einwanderin aus Südafrika, als ungerechtfertigte Geschlechtsdiskriminierung verur- teilt worden war. Dennoch ist eine Gleichstellung bis heute nicht erreicht. Der Frauenanteil der einzelnen Einhei- ten (horizontale Segregation) beträgt außer in der Infanterie zwischen zehn und 25 Prozent. Generell sind Frauen unterrepräsentiert in Bereichen, in denen der höchste Anteil an Kampf positionen zu verzeichnen ist – drei Prozent beträgt ihr Anteil in reinen Kampftruppen. In Briga- den, die an vorderster Front operieren, sind sie nicht tätig, und in der Infanterie beschränkt sich ihr Einsatz auf zwei Bataillone, die an der ägyptischen und der jordanischen Grenze eingesetzt sind (da dies die einzigen arabischen Staaten sind, die Friedensverträge mit Israel geschlossen | 4 | Demonstration einer Schönheitsbehandlung für die Nahal-Soldatinnen im Helena-Rubinstein-Pavilion in Tel Aviv, 1975 | 5 | s Soldatinnen auf einer Militär- basis in der Negev-Wüste, 2014
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