Katalog
16 D e r S chu ste r, d e r ni cht b e i s e ine n L e i ste n bli eb röte« enthalten sei und alle folgenden Schriften le- diglich Versuche darstellten, das Kernwissen zu er- weitern und zu verdeutlichen. Trotzdem variieren die Bücher stark, sowohl hinsichtlich der literari- schen Form als auch ihres Schwerpunkts: Unter ih- nen befinden sich ein ausführliches Werk, das der Schöpfungsgeschichte des Alten Testaments (Gene- sis) gewidmet ist (»Mysteriummagnum«, 1623), eine Schrift mit Antworten auf Fragen von Anhängern und Interessierten (»Vierztig Fragen von der See- len«, 1620), ein Buch, das die Frage der Gnadenwahl thematisiert, die im Zentrum einer äußerst wichti- gen Kontroverse innerhalb des Protestantismus stand (»Von der Gnadenwahl«, 1623) sowie kurze polemische Schriften, beispielsweise jene gegen Gre- gor Richter (»Apologia. Oder Schutzrede gegen Gre- gor Richter«, 1624). In den Jahren vor der Wiederaufnahme seiner Schreibtätigkeit muss Böhme einer Vielzahl von Ide- en ausgesetzt gewesen sein, die in Görlitz zirkulier- ten, insbesondere neue Theorien zur Naturphiloso- phie. Die beidenWerke »Beschreibung von den drey Principien Göttliches Wesens« sowie das spätere »De signatura rerum« (1622) verwenden eine Terminolo- gie, die aus der alchemistischen Tradition stammt. Tatsächlich war Görlitz ein wichtiges Zentrum für alchemistische, astrologische und astronomische Forschung und beileibe kein provinzielles Hinter- land: Die Stadt besaß seit 1565 ein angesehenes Gymnasium, in dem auch der spätere Bürgermeister Bartholomäus Scultetus unterrichtete. Scultetus stand in Kontakt mit Persönlichkeiten wie Tycho Brahe und Johannes Kepler. Er gab sogar ein Buch über Pestilenz heraus, das dem Alchemisten und Arzt Theophrastus Bombastus von Hohenheim, ge- nannt Paracelsus, zugeschrieben wurde. Naturwis- senschaften unterschiedlicher Richtungen, darunter 4 Böhmes Grabkreuz, in: Vergaderinge van Eenige ongemeene Schriften van [...] Böhme, Zeichnung in farbiger Tinte von Michael Le Blon, Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Cod. Guelf. 67 Noviss. 4°, fol. 78v
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