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37 C e c i l i a Mu r a t o r i NATUR Ausgangspunkt der Philosophie Böhmes ist die Na- turbeobachtung. Das Titelblatt seines ersten Buches »Aurora« kündigt das Thema des Werkes folgender- weise an: »Beschreibung der natur/wie alles gewesen vnd im anfang worden ist, wie die Natur und Ele- menta Creaturlich worden« sind (S. 12, Abb. 1). 1 Durch die Erforschung der Natur versucht Böhme den Ursprung der gesamten Welt zu verstehen, aber auch vorherzusehen, »wie es am Ende diser zeit wer- den wirdt«. Die Natur ist somit die erste Wissensquel- le für Böhme. Dabei bezieht er sich auf die während des Mittelalters und der Renaissance verwendete Metapher der Natur als Buch, aus dem der Mensch zu lesen lernen muss. Was man aus der Natur lernt, ist in keinem traditionellen Buch zu finden. So warnt Böhme den Leser in seinem zweitenWerk »Beschrei- bung der Drey Principien Göttliches Wesens« (1619): »Du wirst kein Buch finden, da du die Göttliche Weisheit köntest mehr inne finden zu forschen, als wenn du auf eine grüne und blühende Wiesen ge- hest, da wirst du die wunderliche Kraft Gottes sehen, riechen und schmecken, wiewol es nur ein Gleichniß ist« (Drey Principien 8,12). 1 Erste Seite der Vorrede aus: Jacob Böhme, Morgenröte im Aufgang – Aurora, 1612, Handschrift, Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Cod. Guelf. 62 Noviss. 4°

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