Katalog

126 »Genau im Mittelpunkt unseres Kontinents entspringt die Satkula, ein Bach, der sieben Dörfer durchfließt«, schrieb der Schriftsteller Jurij Breˇzan in seinem 1976 erschienenen Roman »Krabat oder die Verwandlung der Welt«. Für Breˇzan waren die Dörfer an der Satkula in der sorbischen Lausitz gewöhnlich und besonders zugleich. Sie dienten ihm als Resonanzboden für die großen historischen Ereig- nisse der europäischen Geschichte. Genau diese Dörfer an der Satkula wählte der Fotograf Matthias Rietschel 1985 als Gegenstand für seine Diplomarbeit an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB). Im Zyklus »In der Bachaue. Bilder aus der sorbischen Lausitz« porträtierte er ihre Bewohner und interessierte sich dabei für vermeintlich Alltägliches wie die Putzfrau im Schulgebäude, die Heuernte oder das örtliche Sportfest. Auch die zentralen Ereignisse, die das Leben im Dorf strukturieren, hielt Rietschel fest. Dabei scheinen stets die sorbi- schen Bräuche und der katholische Glaube auf, die in jenen Dörfern noch intensiv gelebt wurden und die sie in der DDR beinahe wie kulturelle Inseln wirken ließen. Meisterhaft gelang es Rietschel, jene Momente mit der Kamera einzufangen, in denen sich spannungsreiche Kompositionen ergaben oder eine besondere Licht- stimmung die Bilderzählung verstärkte. Matthias Rietschel wuchs in Kamenz auf. Nach dem Abitur nahm er ein Studium der Fotografie an der Leipziger HGB auf. Seit 1986 ist er als freiberuflicher Fotograf und Bildjournalist in Dresden tätig. * 1958 Matthias Rietschel

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