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212 In der Lausitz geboren und aufgewachsen, gehören sowohl die anhaltende Be- drohung der Landschaft durch den Braunkohletagebau als auch das Thema der aufgrund des komplexen Strukturwandels schrumpfenden Städte zu den unmit- telbaren Lebenserfahrungen von Marcel Noack. Es ist naheliegend, dass sich der Fotograf mit diesen Themen künstlerisch auseinandersetzt. Sein seit 2004 bis in die Gegenwart entwickeltes Langzeitprojekt ist »Weißwasser Süd«. Vom als »Stadt­ umbau Ost« deklarierten Abrissprogramm des Bundes profitierte Weißwasser beispielhaft, dort verschwand der ganze Stadtteil Süd. Noack begleitet diesen Rückbau, bei dem sich immer neue, auch überraschende Sichtachsen mit immer anderen Perspektiven ergeben, mit der Kamera. Ihn interessiert dabei die Rekon- struktion des Ortes anhand der durch die Veränderungen in die Landschaft ein- geschriebenen Spuren, die er fotografisch dokumentiert und in einem wachsen- den Archiv von bereits mehr als 1 600 Aufnahmen versammelt. Dieses Material wiederum ist eine wichtige Grundlage weiterer künstlerischer Arbeit. Ganz ähn- lich ist die Vorgehensweise in »Struga. na wsˇón gwa ł t«, in der Noack die durch den Braunkohletagebau bedrohte sorbische Landschaft zeigt und an bereits verschwun- dene bzw. gerade im Verschwinden begriffene Orte und Naturräume erinnert. Seine Werke werden für jede Präsentation als Wand- oder Rauminstallation neu zusammengestellt und reflektieren den dokumentarischen bzw. Archivcharakter. In Bad Muskau geboren, studierte Noack von 2002 bis 2010 Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig, seit 2004 bei Tina Bara in der Klasse für Fotografie und Bewegtbild. Von 2010 bis 2013 war er Meisterschüler bei Tina Bara. Seit 2015 ist Noack Dozent für Fotodesign an der Leipzig School of Design und freiberuflicher Fotograf. Er lebt und arbeitet in Leipzig und der Lausitz. * 1980 Marcel Noack

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